Medizin
Chirurgische Masken bieten Träger in Studie keinen sicheren Schutz vor SARS-CoV-2
Freitag, 20. November 2020
Kopenhagen – Das Tragen einer chirurgischen Maske in der Öffentlichkeit bietet für den Träger selbst keinen sicheren Schutz, sondern nur eine tendenzielle Schutzwirkung vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2. Diese schon bekannte Erkenntnis unterstreicht jetzt eine aktuell in den Annals of Internal Medicine (2020; DOI: 10.7326/M20-6817) erschienene Studie, die in Dänemark während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde.
Die wichtigste Einschränkung der Untersuchung ist, dass sie keine Aussage über das Ansteckungsrisiko für andere Menschen macht. Dies könnte der wesentliche Nutzen der Schutzmasken sein. Chirurgische Masken wurden schließlich nicht entwickelt, um den Operateur vor den Keimen des Patienten zu schützen, sondern um einen Keimeintrag durch den Operateur in die Operationswunde zu verhindern.
Die Studie macht auch keine Aussage über den Nutzen von Masken zur Eindämmung der Epidemie. Eine solche Untersuchung hätte eine weitaus größere Teilnehmerzahl erforderlich gemacht – vergleichbar mit den jetzigen Phase-3-Studien zur Impfstoffentwicklung.
In einer solchen Studie hätten beispielsweise alle Menschen in einem Stadtteil Masken tragen müssen, während in einem anderen Stadtteil alle darauf verzichtet hätten. Eine solche Studie ist derzeit nicht in Sicht.
Die Studie Danmask-19 („Danish Study to Assess Face Masks for the Protection Against COVID-19 Infection“) wurde vom 12. April bis 2. Juni durchgeführt. Während dieser Zeit wurde der Bevölkerung in Dänemark zur Handhygiene und zur sozialen Distanzierung geraten (einschließlich in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln, die offen blieben).
Besuche in Krankenhäusern und in Pflegeheimen waren eingeschränkt. Cafés und Restaurants waren bis zum 18. Mai 2020 geschlossen. Eine allgemeine Empfehlung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gab es (noch) nicht. Forscher des Universitätsklinikums Kopenhagen haben diese Gelegenheit genutzt, um die Schutzwirkung von chirurgischen Masken für die Träger in einem Umfeld zu untersuchen, in der andere Menschen keine Masken tragen.
Insgesamt 6.024 Erwachsene, die angegeben hatten, dass sie sich länger als 3 Stunden am Tag im Freien aufhalten, wurden auf 2 Gruppen randomisiert. Die Hälfte erhielt eine Packung mit 50 3-schichtigen chirurgischen Einweggesichtsmasken mit Ohrschlaufen vom TYP II EN 14683 mit einer Filtrationsrate von 98 %, die sie im Freien tragen sollten. Die andere Hälfte sollte keinen Gesichtsschutz tragen.
Der primäre Endpunkt der Studie war die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2, definiert als positiver Virusnachweis im oropharyngealen Abstrich, ein Antikörpernachweis in einer Blutuntersuchung oder eine klinische COVID-19-Diagnose.
Wie Henning Bundgaard und Mitarbeiter jetzt mitteilen, kam es in der Maskengruppe innerhalb eines Monats bei 42 Teilnehmern (1,8 %) zur Infektion gegenüber 53 Teilnehmern (2,1 %) in der Kontrollgruppe.
Dies ergab eine Odds Ratio von 0,82 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,54 bis 1,23. Dies bedeutet, dass das Tragen der Maske das Infektionsrisiko tendenziell um 18 % senkte. Das weite Konfidenzintervall reicht von einer Senkung des Risikos um 46 % bis zu einem Anstieg um 23 %.
Aus wissenschaftlicher Sicht konnte die Studie damit die Schutzwirkung einer Maske für den Träger nicht nachweisen. Auch in einer „Per-protocol“-Analyse, die auf die Personen beschränkt war, die sich an die Maskenempfehlung gehalten hatten, war keine Schutzwirkung nachweisbar (Odds Ratio 0,84; 0,55 bis 1,26). Auch eine Schutzwirkung gegenüber anderen Atemwegsinfektionen war nicht sicher nachweisbar.
Damit blieben die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück. Bei der Planung waren die Forscher davon ausgegangen, dass die Masken das Infektionsrisiko von 2 % auf 1 % senken würden. Um die jetzt ermittelte geringe Schutzwirkung zu belegen, hätte die Teilnehmerzahl weitaus größer sein müssen (natürlich ohne Garantie, dass dann tatsächlich eine Schutzwirkung gefunden würde).
Die meisten Public-Health-Experten sind derzeit der Ansicht, dass das Tragen von Masken einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leistet. Die Ergebnisse der dänischen Studie dürften an dieser Ansicht nichts ändern.
Die wichtigste Botschaft könnte sein, dass das Tragen einer chirurgischen Maske in der Öffentlichkeit keinen sicheren Schutz vor einer Ansteckung bietet und es deshalb für Maskenträger ratsam ist, sich an den anderen Maßnahmen wie Händehygiene oder soziale Distanzierung zu halten. © rme/aerzteblatt.de

@ Rie-Rie: Staubsaugerbeutel als MNS-Maske???
Ihr link bezieht sich tatsächlich auf
"Strömungsanalysen zur SARS-CoV-2 Schutzmaskendebatte
Laden Sie den Bericht (neue Version vom 11.04.2020 mit Kommentaren zu Staubsaugerbeuteln, siehe auch unten stehenden wichtigen Hinweis) in deutscher Sprache [hier]
oder in englischer Sprache [hier] herunter.
Ein Video mit den wichtigsten Ergebnissen finden Sie [hier] in deutscher Sprache und
in englischer Sprache [hier].
Wichtiger Hinweis: Der Staubsaugerbeutel zeigt eine gute Filterwirkung. Dennoch haben verschiedene Hersteller kürzlich darauf hingewiesen, dass es bei Verwendung solcher Beutel beim Herstellen und beim Einsatz als Atemschutzmaske zu einer Aufnahme von Schadstoffen kommen kann. Informieren Sie sich daher, ob die von Ihnen zum Bau einer Maske verwendeten Materialien schadstofffrei sind. Beachten Sie (wie auch im Bericht beschrieben), dass selbsthergestellte Masken keinen Ersatz für zertifizierte Masken darstellen! Sie sind lediglich als Übergangslösung mit nicht bekannter Filterwirkung für SARS-CoV-2 Viren zu sehen, bis kommerzielle Masken verfügbar sind."
Welche Vollpfosten kommen denn auf die Schnapsidee, ausgerechnet Staubsaugerbeutel als Mund-Nasen-Schutz (MNS) verwenden zu wollen?
Mf+kG,Ihr Dr.med.Thomas G.Schätzler,FAfAM Dortmund

Keine Grenzen für wissenschaftliche Dummheit!
"Conclusion:
The recommendation to wear surgical masks to supplement other public health measures did not reduce the SARS-CoV-2 infection rate among wearers by more than 50% in a community with modest infection rates, some degree of social distancing, and uncommon general mask use. The data were compatible with lesser degrees of self-protection."
Aus:
Annals of Internal Medicine - 18 November 2020
"Effectiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers - A Randomized Controlled Trial" von Henning Bundgaard et al.
https://doi.org/10.7326/M20-6817
Auf Deutsch "Schlussfolgerung: Die Empfehlung, chirurgische Gesichtsmasken zu tragen, um andere öffentliche Gesundheitsmaßnahmen zu ergänzen, konnte nicht die SARS-CoV-2-Infektionsrate bei den Trägern um mehr als 50% in einer Gemeinschaft mit moderaten Infektionsraten, einem gewissen Grad von sozialer Distanz und unüblichem, generellem Maskengebrauch senken. Die Daten sind vereinbar mit geringeren Graden an Selbstschutz." (Copyright der Übersetzung beim Verfasser)
Wissenschafts- und erkenntnistheoretisch sind die verschiedenen Ebenen der zitierten Schlussfolgerung aus formalen und inhaltlichen Gründen unlogisch, abwegig und inkonsistent:
1. die Autoren gestehen mit einer völlig verkorksten Formulierung indirekt ein, dass ein bis zu 50%-iger Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen durch das Tragen von chirurgischen Masken durchaus besteht.
2. Die Autoren belegen durch keinerlei experimentell relevante Daten, dass eine Schutzwirkung von über 50% ausgeschlossen werden kann.
3. Aussagen zum tatsächlichen Infektionsrisiko können bei moderater SARS-CoV-2-Infektions-Prävalenz und -Inzidenz gar nicht getroffen werden (bias).
4. Wie soll eine Schutzwirkung von chirurgischen Gesichtsmasken als Mund-Nasen-Schutz (MNS) in einer Gemeinde detektiert oder gar quantifiziert werden, wenn der Gebrauch derselben gar nicht üblich ist ("uncommon general mask use")?
5. Ein geringerer Grad von (passivem) Selbstschutz kann nur dann schlussfolgernd konstatiert werden, wenn dieser den Autoren offensichtlich völlig unbekannte Grad des (aktivem) Fremdschutz vergleichend bekannt wäre.
6. Die Festellung einer vagen Kompatibilität gewisser vermuteter Daten ist keine wissenschaftlich schlussfolgernde Kategorie.
Hier kann nur das hochgradige Bedürfnis von "publish or perish" ("veröffentliche oder verrecke") konstatiert werden. Der wissenschaftlichen Dummheit mit unlogischen Schlussfolgerungen sind offensichtlich keine Grenzen gesetzt!
Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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