Medizin
COVID-19 beeinträchtigt Erfolg der Schlaganfallbehandlung
Montag, 27. Juni 2022
Wien – Eine Auswertung des „Global COVID-19 Stroke Registry“ deutet darauf hin, dass COVID-19 den Behandlungserfolg bei einem ischämischen Schlaganfall beeinträchtigt. Schlaganfallpatienten mit COVID-19 hatten bei Revaskularisationsbehandlungen schlechtere klinische Outcomes und höhere Raten an Hirnblutungen, wie Davide Strambo vom Schlaganfallzentrum am Universitätsklinikum Lausanne beim 8. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Wien berichtete.
In der retrospektiven multizentrischen Kohortenstudie wurden konsekutive Patienten mit ischämischem Schlaganfall untersucht, die zwischen März 2020 und Juni 2021 entweder eine intravenöse Thrombolyse (IVT) und/oder eine endovaskuläre Behandlung (EVT) erhalten hatten. Sie alle waren auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet worden.
Von 15.128 revaskularisierten Patienten aus 105 Schlaganfallzentren fiel bei 853 (5,6 %) der Test auf eine SARS-CoV-2-Infektion positiv aus. Insgesamt 395 (46 %) der positiv Getesteten waren asymptomatisch, während 454 (54 %) COVID-19-typische Symptome zeigten.
Zunahme von Blutungskomplikationen bei COVID-19
Eine alleinige IVT wurde bei 5.848 (38,7 %) Patienten durchgeführt. Eine EVT – entweder mit oder ohne IVT – erhielten 9.280 (61,3 %) Patienten. Strambo berichtete beim Kongress, dass die hämorrhagischen Komplikationen sowohl bei asymptomatischen als auch symptomatischen COVID-19 Patienten gleichermaßen zugenommen hätten.
Die Odds Ratio für spontane intrazerebrale Blutungen betrug bei asymptomatischen COVID-19-Patienten 1,42 (95-5-KI 1,03-1,98; p=0,034) und bei symptomatischen COVID-19-Patienten 1,60 (95-%-KI 1,13-2,28; p=0,009).
Die 24-Stunden-Mortalität (OR 2,94 [95-%-KI 1,72-5,03]; p<0,001) und die 3-Monats-Mortalität (OR 2,67 [95-%-KI 2,08-3,41]; p<0,001) waren hingegen nur bei symptomatischen COVID-19-Patienten signifikant erhöht.
Auch was den Behinderungsgrad nach 3 Monaten anging schnitten COVID-19-Patienten – im Vergleich zu COVID-19-negativen Kontrollen – signifikant schlechter ab. Dies galt für asymptomatische (OR 1,26 [95-%-KI 1,05-1,52]; p=0,020) als auch symptomatische COVID-19-Patienten (OR 2,12 [95-%-KI 1,77-2,55]; p<0,001) , aber bei den Patienten mit Symptomen war der Effekt auf den Behinderungsgrad stärker.
Strambo erklärte, dass die mit COVID-19 einhergehende Inflammation, endotheliale Dysfunktion und Koagulopathie das Blutungsrisiko erhöhen und die Wirksamkeit von Revaskularisierungsbehandlungen bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall verringern könnten. Wie die Studie zeigt, scheint die Erkrankungsschwere für diesen pathologischen Effekt eine Rolle zu spielen. © nec/aerzteblatt.de
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