Ärzteschaft
Virchowbund will zu Protestaktionen aufrufen
Mittwoch, 15. März 2023
Berlin – Der Virchowbund hat heute scharfe Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geübt. Der Verband kündigte an, die niedergelassene Ärzteschaft bundesweit und fachübergreifend zu dauerhaften Protestaktionen aufzurufen.
Lauterbach marginalisiere und ignoriere den ambulanten Bereich mit rund 100.000 Arztpraxen seit seinem Amtsantritt, kommentierte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes, Äußerungen des Ministers auf dem Krankenhausgipfel. Stattdessen denke er die gesamte zukünftige Versorgung vom stationären Sektor aus.
„Dass er damit dem teuersten und ineffizientesten Sektor den Vortritt gibt, lässt sich nur durch eine festsitzende Ideologie erklären, die sich offenbar seit seiner Beraterzeit für die Rhönkliniken und später für die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zementiert hat“, so Heinrich.
Inzwischen sei von der dringend erforderlichen Überwindung der Sektorengrenzen sowie von Kooperation und verstärkter Zusammenarbeit von Hausärzten und Fachärzten in Klinik und Praxis keine Rede mehr.
„Damit werden genau die jetzt eigentlich dringend zu hebenden Effizienzreserven links liegen gelassen. Davon profitieren Investoren und Träger von Klinikkonzernen. Die Leidtragenden dieser Politik sind unsere Patienten, denen eine Wartelisten- und Zweiklassenmedizin droht“, befürchtet der Virchowbund-Chef.
In diesem Zusammenhang kritisierte auch die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) mangelnde politische Unterstützung operativer Einrichtungen und Praxiskliniken von niedergelassenen Ärzten, die ambulante und stationsersetzende Eingriffe ausführen.
Zu fordern seien gegenüber den Krankenhäusern gleiche Voraussetzungen und eine identische Vergütung – die 60 Millionen Euro zur Förderung ambulanter Operationen seien „Augenwischerei“. Stattdessen werde versucht, marode Krankenhäuser zu subventionieren.
Die bisherige Politik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zeige laut Heinrich die „ambulante Blindheit“. So seien den Krankenhäusern sechs Milliarden Euro zum Ausgleich von gestiegenen Energiekosten zur Verfügung gestellt worden, bezüglich eines Ausgleiches für Inflation und Energiepreisexplosion in den Praxen habe Lauterbach aber „versagt“. Auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte Entbudgetierung der Hausärzte werde verschleppt.
„Deutlicher kann man nicht ausdrücken, was man von der ambulanten Versorgung in der bestehenden Form hält“, so Heinrich. Daher sei es jetzt an der Zeit, dass sich der ambulante Sektor gegen Lauterbach positionieren muss. © EB/aha/aerzteblatt.de

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