Politik
Entscheidung zum Masterplan Medizinstudium 2020 vertagt
Freitag, 17. März 2017
Berlin – Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat die Entscheidung zum Masterplan Medizinstudium 2020 kurzfristig von ihrer gestrigen Agenda genommen. Laut KMK-Präsidentin Susanne Eisenmann (CDU) aus Baden-Württemberg ist bisher „die Finanzierung wesentlicher Teile des Masterplans ungewiss”.
Die vollständige Umsetzung der Reform sei „aus Sicht der Wissenschaftsministerien der Länder nur möglich, wenn hierfür zusätzliche Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. Wir erwarten einen angemessenen Finanzierungsbeitrag des Bundes und der für die ärztliche Versorgung zuständigen Träger.”
Auf der Sitzung der KMK am Donnerstag sollte eigentlich der Masterplans Medizinstudium 2020 verabschiedet werden. Allerding hatte sich im Vorfeld schon die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Bündnis 90/Die Grünen) dazu entschlossen, dem Papier nicht zuzustimmen. Auch sie gab als Grund die ungeklärte Finanzierung der geplanten Reform an.
Der Medizinische Fakultätentag (MFT) kann die Entscheidung nachvollziehen. „Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die erfolgreiche Umsetzung des Masterplans nur durch ein belastbares Finanzierungskonzept von Bund und Ländern sowie die inhaltliche Einbeziehung der für die ärztliche Versorgung zuständigen Träger gelingen kann“, sagte MFT-Präsident Heyo Kroemer. „Insofern begrüßen wir die nunmehr geschaffene Möglichkeit, im Bereich der Finanzierung zu einer Lösung zu kommen.
Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) appellierte an die Verantwortlichen von Bund und Ländern, dass nun ein klarer und transparenter Umsetzungs- sowie Finanzierungsplan folgen muss. „Mit der Änderung ihrer Agenda und der Absage des Tagessordnungspunktes setzte die Kultusministerkonferenz aus unserer Sicht ein positives Zeichen“, sagten die Studierenden.
Medizinstudierende kritisieren fehlende Transparenz
Ihnen zufolge ist der Prozess des Masterplans stark von Intransparenz und Geheimhaltung geprägt. Noch immer seien die 37 Maßnahmenvorschläge nicht veröffentlicht. Die Umsetzung der Maßnahmen des Masterplans Medizinstudiums 2020 müsse in einem transparenten und partizipativen Prozess erfolgen. „Wir Studierende wünschen uns von den Verantwortlichen von Bund und Ländern, dass bei der Umsetzung der Maßnahmenvorschläge des Masterplans in die ärztliche Approbationsordnung die Ideen und Anregungen der Medizinstudierenden Gehör finden“, hieß es von aus der Bundesvertretung.
Marburger Bund fordert mehr Medizinstudienplätze
Der 1. Vorsitzende des Marburger Bundes (MB) findet es hochgradig irritierend, dass nach mehr als zwei Jahren Beratungen grundlegende Fragen der Finanzierung des Masterplans Medizinstudium 2020 immer noch ungeklärt sind.
„Anstatt finanzwirksame und gleichermaßen unsinnige Maßnahmen zu beschließen, die zu neuen Prüfungen am Ende des Studiums führen oder die bewährte Tertialstruktur des praktischen Jahres infrage stellen, sollten die Länder sich endlich überlegen, wie sie die Studienplatzmisere lösen“, erklärte Rudolf Henke. Jetzt sei die Zeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen. „Der Masterplan Medizinstudium 2020 bleibt Stückwerk, wenn damit nicht auch die Verpflichtung verbunden ist, mindestens 1.000 Ärzte pro Jahr mehr auszubilden“, so Henke.
Die Gespräche zwischen Wissenschafts- und Gesundheitsministerien der Länder würden am kommenden Dienstag auf Staatssekretärsebene fortgesetzt, hieß es am Freitag von der KMK.

Bitte sein lassen
Wir brauchen keine Mediziner, schon gar nicht mehr. Wenn, dann brauchen wir Ärzte, die sind weniger ausgebildet als vielmehr aus einem tiefen Verantwortungsgefühl für ihre Umgebung berufen. Das Denken in Zusammenhängen fällt dem Mediziner offenbar doch eher schwer.

Belastbare Zahlen
Schon die Frage nach der Zahl der Studienplätze ist nicht ganz trivial. Früher begann das Medizinstudium grundsätzlich im Herbst, mittlerweile werden Studienplätze sowohl zum Sommer- als auch zum Wintersemester angeboten:
https://zv.hochschulstart.de/fileadmin/media/zv/nc/wise2016_17/bew_zv_ws16_17.pdf
https://zv.hochschulstart.de/fileadmin/media/zv/nc/SoSe2017/bew_zv_ss17.pdf
Die zweite wichtige Frage ist die der Finanzierbarkeit des Studiums. Früher hieß es, ein Medizinstudium kostet den Staat etwa 100 000 DM. Wenn ich die u.g. Quelle richtig verstehe, kann kostet ein Medizinstudent pro Jahr ca. 30 000 €, macht bei 6 Jahren Regelstudienzeit ca. 180 000 €. Hochschulen sind Ländersache, auch sind die medizinischen Hochschulen ungleichmäßig verteilt, einige Bundesländer kommen da an ihre finanziellen Belastungsgrenzen.
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/statistik-so-viel-kosten-studenten-ihre-unis-pro-jahr-a-1078683.html
Die dritte wichtige Frage ist die der Kapazitäten vor Ort. Ein Hörsaal ist schnell gebaut. Der Flaschenhals dürfte eher bei den betreuungsintensiven Seminaren und bei den Praktika liegen. Gerade die kleinen Fächer werden dann schnell zwischen ihrer Routine und der Masse an Studenten aufgerieben.
Fakt ist aber folgendes: Studium und Facharztausbildung dauern zusammen 12 Jahre. In etwa 12 Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge bis 1964 in Rente und dann wird die Schere zwischen Versorgungsbedarf und Versorgungskapazität weit auseinender klaffen. Wir befinden uns bereits jetzt am äußersten Rand des Zeitfensters diese Entwicklung zu steuern.

Deutliche weniger Studienplätze!
Ich verstehe nicht warum man bei einem so gravierenden Ärztemangel nicht wenigstens wieder die Anzahl der Studienplätze auf das Niveau von 2000 anhebt. Würde den MAngel wenigsten etwas bessern. Damals war das Geld doch auch vorhanden, oder?

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