

Bei der Lektüre der Übersichtsarbeit zu den besonderen Herausforderungen der perioperativen Medizin bei älteren Menschen könnte man leicht zu der Ansicht kommen, dass eine geriatrische Fachabteilung beziehungsweise geriatrische Expertise in der Bundesrepublik Deutschland in Akutkrankenhäusern anscheinend nicht existent ist (1). An keiner Stelle wird vermerkt, dass landauf, landab, tagaus, tagein sich nahezu flächendeckend in vielen Krankenhäusern ausgewiesene Geriater und geriatrische Teams mit den konkreten altersmedizinischen Problemen im akutstationären Bereich beschäftigen. Themen wie präoperativ eingeschränkte Mobilität, Mangelernährung, Fragen der Frührehabilitation, Fragen der Delirprophylaxe- und Therapie sind hier kompetent adressiert. Die Autoren schreiben sehr richtig, dass nur, wenn alle Ärzte und Therapeuten das Konzept kennen und umsetzen, der Patient optimal davon profitieren kann. Die Kernpunkte der langjährig gut geübten geriatrischen Arbeit, insbesondere auch was das Nutzen der frührehabilitativen Angebote anbelangt, scheinen sie aber selbst nicht zu kennen, obwohl laut Danksagung angeblich sogar mit der entsprechenden Fachgesellschaft Kontakt aufgenommen wurde. Die in 20 Jahren angesammelte und mühsam erarbeitete Kompetenz in der Geriatrie in der Bundesrepublik Deutschland hat in meinen Augen eine solche Missachtung nicht verdient.
DOI: 10.3238/arztebl.2019.0373b
PD Dr. med. H. Burkhardt
II. Medizinische Klinik
Sektion Altersmedizin
UMM Universitätsmedizin Mannheim
geriatrie@umm.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Olotu C, Weimann A, Bahrs C, Schwenk W, Scherer M, Kiefmann R: The perioperative care of older patients—time for a new, interdisciplinary approach. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 63–9 VOLLTEXT |
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