Ärzteschaft
Rufe nach Verlängerung des Rettungsschirms für Praxen
Donnerstag, 17. Dezember 2020
Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) fürchtet, dass vertragsärztliche Praxen im aktuellen zweiten Coronalockdown in die Insolvenz rutschen könnten und appelliert an die Politik, den entsprechenden Schutzschirm für die Praxen rasch zu verlängern – mindestens für das erste Quartal 2021.
„Das sollte eigentlich selbstverständlich sein angesichts der Rettungspakete für Unternehmen und Dienstleister in Milliardenhöhe“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Ohne eine Fortführung dieser Schutzmaßnahme drohten zahlreichen Praxen eklatante wirtschaftliche Verluste, ergänzte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister.
„Dies hätte negative Auswirkungen für die gesamte Versorgung der Patienten“, warnte er. Der Bundesrat hatte Ende März dem sogenannten COVID-19-Krankenhaus-Entlastungsgesetz zugestimmt. Dieses sah auch Ausgleichszahlungen für Vertragsärzte vor, wenn es in ihren Praxen aufgrund eines Fallzahlrückgangs zu Umsatzminderungen gekommen ist.
Diese Situation besteht nun laut der KBV wieder. Gassen verwies darauf, dass die Praxen der Niedergelassenen „den ersten Schutzwall bei der Bekämpfung der Coronapandemie“ bilden. „Ohne diesen Schutzwall hätten wir die erste Phase längst nicht so gut überstanden und ohne die Praxen werden wir erst recht nicht die schwierigere zweite Phase bestehen können“, betonte er.
Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, zugleich Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), hat die Forderung nach einer Weiterführung des Schutzschirmes für die Praxen der vertragsärztlichen Versorgung bekräftigt.
„Angesichts der Tatsache, dass die zweite Welle Deutschland erkennbar noch deutlich härter trifft, als die Pandemie im Frühjahr, wäre es geradezu paradox, ausgerechnet jetzt den Schutzschirm über denen wegzuziehen, die maßgeblich zur Bewältigung der ersten Welle beigetragen haben.“
Das sei nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Absicherung, sondern auch der Anerkennung der Leistungen von Kollegen in der Krise, sagte Reinhardt. Ein Schlussstrich unter dem „Projekt Rettungsschirm“ wäre deshalb ein fatales politisches Signal.
„Die Politik sollte nicht vergessen, dass sie schon in wenigen Tagen – mit Beginn der Coronaimpfungen – auf motivierte Ärztinnen und Ärzte angewiesen ist, die sich keine unnötigen Sorgen um die Existenz ihrer Praxen machen müssen“, betonte Reinhardt. © hil/aha/aerzteblatt.de

Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.