Politik
Versorgungsforschung bietet zweite Nutzenbewertung
Mittwoch, 30. September 2020
Berlin – Daten aus der Versorgungsforschung sollen schneller verfügbar und für die Politik sowie für Mediziner nutzbar gemacht werden. Einen entsprechenden Methodikleitfaden kündigte das Netzwerk für Versorgungsforschung zum Start des diesjährigen Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung an.
Bei experimentellen Studien würden Forscher mithilfe vorab definierter Interventionen in die Routineversorgung eingreifen und diese damit kontrolliert verändern, erklärte Monika Klinkhammer-Schalke, Ärztin und Vorstandsmitglied des Netzwerks. Im Unterschied dazu würden versorgungsnahe Daten die Routineversorgung unverändert abbilden können.
Dazu zählen beispielsweise Auswertungen von Krebsregistern oder auch Abrechnungsdaten von Krankenkassen. Deren Analyse würde eine Bewertung ermöglichen, welche Medikamente oder Behandlungen tatsächlich in der Regelversorgung sinnvoll sind.
Das Wissen aus den „ersten Nutzenbewertungen“ des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) könne so ergänzt werden. Das Netzwerk hat für diese Aufgaben die neue Ad hoc Kommission „Real World Data (RWD)/ Real World Evidenz (RWE)“ ins Leben gerufen.
„Insbesondere bei eingeschränkter Generalisierbarkeit der Ergebnisse oder bei fehlender Umsetzbarkeit randomisierter Studien, zum Beispiel bei seltenen Erkrankungen, ist es notwendig, qualitativ hochwertige Daten aus der direkten Versorgung zu nutzen“, sagte Klinkhammer-Schalke.
Bisher hinke die Auswertung der Versorgungsdaten jedoch regelmäßig zwei Jahre zurück, erläuterte der Kongresspräsident Reinhard Busse von der TU Berlin. Um dies zu verbessern, seien strukturierte Prozesse, wie sie die Kommission erarbeiten soll, essenziell.
Nach der COVID-19-Pandemie dürfe die Politik nicht in alte Muster zurückfallen. Beispielsweise würde die Politik aktuell „auf neue, direktere Weise Fragen an die Wissenschaftler herantragen“. Andersherum müsse „die Politik die Möglichkeiten der Versorgungsforschung stärker nutzen, um Entscheidungen evidenzbasiert zu treffen“, so Busse. © jff/aerzteblatt.de

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