Medizin
Was in Deutschland wie viel Krebs verursacht
Samstag, 1. September 2018
Köln – Fast vier von zehn Krebsneuerkrankungen in Deutschland sind auf Lebensstil und Umweltfaktoren zurückzuführen. Dazu zählen vor allem Rauchen, zu wenig körperliche Aktivität, Übergewicht und Infektionen. Wie sich diese Krebsrisikofaktoren konkret auf die Zahl der Krebserkrankungen in Deutschland auswirken, darüber berichtet eine Autorengruppe um Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in der aktuellen Schwerpunktausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Dtsch Arztebl Int; 115: 571–577; 578–585; 586–593).
Die Autoren aus Heidelberg haben in ihrer Artikelserie die Anteile der neuen Krebsfälle in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe an allen Neuerkrankungen, die 2018 zu erwarten sind, ermittelt. Die Berechnung fand auf Grundlage von Bevölkerungsprojektionen, publizierten relativen Risiken sowie Krebsinzidenz- und Expositionsdaten für die 35- bis 84-jährige Bevölkerung in Deutschland statt.
Im laufenden Jahr lassen sich schätzungsweise 85.072 Erkrankungen auf das Rauchen zurückführen. Diese Zahl entspricht einem Anteil von 19 % der zu erwartenden Neuerkrankungen. Bei Männern sind 89 %, bei Frauen 83 % der Lungenkrebsfälle durch Tabakkonsum bedingt. Übergewicht und eine geringe körperliche Aktivität führen zu 7 % beziehungsweise 6 % der voraussichtlichen Krebslast und stellen ein Hauptrisiko für Gebärmutter- und Nierenkrebs dar. Während bei Übergewicht zudem das Risiko für Leberkrebs erhöht ist, trägt wenig körperliche Bewegung auch zu Lungenkrebs bei.
Bakterielle oder virale Infektionen verursachen 17.600 neue Erkrankungen, entsprechend einem Anteil von 4 % der zu erwartenden neuen Krebsfälle. Dabei spielen Ansteckungen vor allem mit Helicobacter pylori und humanen Papillomaviren eine wesentliche Rolle. Ein geringerer aber noch bedeutender Anteil der malignen Neuerkrankungen ist einem hohen Alkoholkonsum, Wurstverzehr oder zu geringer Ballaststoff-, Obst- oder Gemüsezufuhr zuzuordnen. Weitere Risikofaktoren sind beispielsweise Radon in Innenräumen, Feinstaub oder Solariennutzung.
Die Autoren plädieren abschließend für eine konsequentere Prävention im Hinblick auf Tabak-, Alkoholkonsum, Übergewicht, ungesunde Ernährung und geringe körperliche Aktivität. Auch in Bezug auf Infektionen und Umweltfaktoren fordern sie gezielte Präventionsmaßnahmen. Dafür sei jedoch noch weitere Forschung zur umfassenderen Identifizierung und Quantifizierung von Umweltrisiken notwendig. © js/aerzteblatt.de
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Radon
In der Schweiz sind vor allem kristalline Formationen problematisch - eine Folge der Gesteinsüberschiebungen bei der Bildung der Alpen. Im Kanton Tessin wurden mit Bundeshilfe die Kellerräumlichkeiten von Häusern auf kristallinem Grund gegen den Boden hin gasdicht isoliert: das verhindert eine der Gesundheit abträgliche Konzentration des radioaktiven Radons.
Und in Deutschland?

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