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Hib-Impfung laut STIKO nun auch für gefährdete Personen ab 5 Jahren

  • Freitag, 10. Oktober 2025
  • Quelle: Robert Koch-Institut

Erstmals empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib) auch für Menschen im Alter ≥ 5 Jahren mit erhöhtem Risiko – etwa bei Drogenkonsum oder Wohnungslosigkeit – im Rahmen eines Ausbruchsgeschehens.

/picture alliance, photothek, Leon Kuegeler
/picture alliance, photothek, Leon Kuegeler

Aktualisierung der Indikationsimpfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlungen zur Indikationsimpfung und postexpositionellen Chemoprophylaxe (PEP) gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib) aktualisiert. Angesichts eines akuten Ausbruchsgeschehens unter Erwachsenen in Norddeutschland wird nun empfohlen, Personen ab 5 Jahren mit erhöhtem Risiko ebenfalls zu impfen.

Bisher war die Hib-Impfung in Deutschland ausschließlich für Säuglinge und Kleinkinder unter 5 Jahren sowie für Erwachsene mit Asplenie oder schwerer Immundefizienz vorgesehen. Die neue Empfehlung zielt darauf ab, auch Personen ab 5 Jahren zu schützen, die im Rahmen eines Ausbruchs einem Infektionsrisiko ausgesetzt sind und gleichzeitig ein medizinisch begründbares erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Drogenkonsum

  • Wohnungslosigkeit

  • Chronische Leber- oder Nierenerkrankung

  • Mangelernährung

Die Impfung kann mit monovalenten oder kombinierten Impfstoffen mit Hib-Komponente erfolgen – auch bei unbekanntem Impfstatus.

Erweiterte postexpositionelle Chemoprophylaxe

Die postexpositionelle Chemoprophylaxe wurde ebenfalls angepasst. Sie wird nach engem Kontakt (face-to-face oder Sekretkontakt) mit einem Hib-Fall empfohlen für:

  • Ungeimpfte Kinder < 5 Jahre in Gemeinschaftseinrichtungen

  • Haushaltsmitglieder mit vulnerablen Personen

  • Erwachsene mit erhöhtem Risiko (siehe oben)

  • Betreuende und Kinder in Gruppen mit ≥ 2 Fällen innerhalb von 2 Monaten

Antibiotikaoptionen sind Rifampicin oral (Standard, hohe Eradikationsrate), Ceftriaxon parenteral (Alternative bei Kontraindikation oder zu erwartendem Interaktionspotenzial mit Rifampicin) oder Levofloxacin oral (Reserveoption, Nutzen-Risiko ist abzuwägen).

Fazit und Umsetzung in der Praxis

Hib-Erkrankungen bei Personen ≥ 5 Jahren sind selten, können aber in vulnerablen Gruppen zu Ausbrüchen führen. Ärztinnen und Ärzte sollten bei Ausbruchsgeschehen prüfen, ob Patientinnen und Patienten zur neuen Risikogruppe gehören, und gegebenenfalls eine Impfung oder Chemoprophylaxe veranlassen.


Quelle: Robert Koch-Institut (RKI): STIKO: Erweiterung der Empfehlung zur Indikationsimpfung und postexpositionellen Chemoprophylaxe gegen Haemophilus influenzae Typ b. Epidemiologisches Bulletin 34/2025. 21. August 2025; https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/34_25.html

Dr. Anja Lütke

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