Multi-OMICS Profiling: Impfschutz in der Onkologie verbessern
Besonders hoch ist das Risiko schwerer Infektionen bei Immunsupprimierten Menschen, zu denen insbesondere auch Patientinnen und Patienten mit onkologischen oder hämatologischen Erkrankungen gehören. Ausgerechnet bei ihnen ist die Immunantwort auf eine Impfung nicht immer optimal. Sie lässt sich aber möglicherweise verbessern, wie Dr. Florian Wimmers von der Universität Tübingen zeigen konnte. Die Daten wurden auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Infektiologie (DGI) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) präsentiert.

Krebspatientinnen und -patienten sollten wegen des erhöhten Infektionsrisikos den STIKO-Empfehlungen entsprechend geimpft und geschützt sein. Doch gerade sie sprechen auf die üblichen Impfstoffe nicht immer zufriedenstellend an (diese Zusammenhänge waren eines der Schwerpunktthemen bei den Impfsymposien des Deutschen Ärzteverlages 2023 und 2024, siehe hier, hier und hier). Die Immunantwort nach Vakzinierung ist aber nicht selten unzureichend, obwohl Impfungen als „Cornerstone“, also als eine der wichtigsten Maßnahmen in der Betreuung von Tumorpatienten, gelten. Das hat die Tumorforschung auf den Plan gerufen, die nach hochwirksamen Vakzinen für die Onkologie sucht – was nicht ganz einfach ist. Die molekularen und zellulären Prozesse sind komplex und variieren zwischen den Betroffenen. Und sie sind noch immer nicht gut verstanden. Wimmers und Dr. Martin Eiden vom Felix-Löffler-Institut, Greifswald, haben die Herausforderung angenommen. Sie prüfen neue Strategien, um Infektionen auch bei Krebspatientinnen und -patienten durch effektive Impfstoffe erfolgreich den Kampf anzusagen.
Multi-OMICS Profiling nutzen
Unterstützung bei der Entwicklung individualisierter Impfstoffe holten sie sich per Multi-OMICS Profiling. Dabei handelt es sich um einen integrativen Ansatz, der verschiedene "OMICS"-Datenquellen kombiniert, um ein umfassenderes Bild von biologischen Systemen zu erhalten. Dazu gehören Genomik, Transkriptomik, Proteomik und Metabolomik. Durch die Analyse dieser Aspekte lässt sich besser verstehen, wie Gene, Proteine und Metaboliten miteinander interagieren und zur Entstehung von Gesundheit oder Krankheit beitragen. Eingeschlossen und eingeteilt in zwei Gruppen wurden Patientinnen und Patienten mit grundsätzlich verschiedenem dysreguliertem Immunsystem: Patientinnen und Patienten mit einem multiplen Myelom, die mit Lenalidomid behandelt wurden, und diejenigen mit einem metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC), die eine Chemotherapie und eine Immuntherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor erhielten. Die Teilnehmenden wurden gegen Influenza geimpft und die Immunantwort in Blutproben ausgewertet. Anders als erwartet, entwickelten nach noch nicht publizierten Daten beide Gruppen einen gleichermaßen hoch wirksamen Impfschutz, der besser war als der von Gesunden.
"Eine potente Immunantwort kann auch bei immunsupprimierten Patienten durch individualisierte Impfstoffe induziert werden", sagt Wimmers. Dies könne auch ein Ansatz sein für die Entwicklung verbesserter Vakzinen, die den Bedürfnissen der durch Infekte Hochgefährdeten näher kommen.
Quelle: DGI/DZIF Jahrestagung 2025 München 13.-15. Februar 2025