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Wenn Adipositas und Schlafapnoe den Atem rauben: Zusammenhänge verstehen und behandeln

  • Mittwoch, 12. Februar 2025
  • Quelle: Lilly Deutschland GmbH

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) betrifft ca. 30 Millionen Menschen in Deutschland und ist besonders eng mit Adipositas verknüpft [1]. Diese chronische Erkrankung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern kommt, beeinträchtigt nicht nur Schlaf- und Lebensqualität, sondern erhöht auch das kardiovaskuläre Risiko. Mehr über die Erkrankung und über Therapieansätze erfahren Sie im Beitrag.

©Lilly Deutschland GmbH

Eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) entsteht durch eine Verengung oder Blockade der oberen Atemwege während des Schlafs. Eine Abnahme des Muskeltonus des Pharynx ist zunächst eine physiologische Reaktion auf den Schlafzustand. Bei Menschen mit OSA führt sie jedoch dazu, dass die Atemwege kollabieren und der Luftstrom für ≥ 10 Sekunden um ≥ 9 % unterbrochen wird [2, 3]. Die Folge sind Atemaussetzer, die einen erholsamen Schlaf verhindern und deutlich spürbare Folgen für die Betroffenen haben: Bis zu 90 % von ihnen leiden an übermäßiger Tagesschläfrigkeit, die sie im persönlichen und beruflichen Alltag zum Teil stark beeinträchtigt. So steigt das Unfallrisiko und es kommt häufig zu Konzentrations- und Gedächtnisproblemen oder morgendlichen Kopfschmerzen [4, 5]. Darüber hinaus lösen die Hypoxie-Episoden Stressreaktionen im Körper aus, die über die Aktivierung des sympathischen Nervensystems und die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol kardiovaskuläre und metabolische Belastungen hervorrufen können [6].

Wechselwirkungen zwischen Adipositas und OSA

Der verminderte Muskeltonus wird oft durch Fettdepots in den oberen Atemwegen verstärkt, wie sie bei Adipositas typisch sind. Dieses Fett lagert sich in der Zunge und den Rachenwänden ab, wodurch der verfügbare Raum für die Atmung weiter eingeschränkt wird. Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) gilt daher als wichtigster Risikofaktor für die Entwicklung einer OSA. Bis zu 95 % der Menschen mit schwerer Adipositas sind von OSA betroffen [7]. Die Fettdepots in der Zunge und den Rachenwänden verkleinern den Durchmesser der Atemwege und machen diese anfälliger für einen Kollaps.

Umgekehrt kann OSA selbst eine Zunahme des Körpergewichts begünstigen. Denn die wiederholten Hypoxie-Episoden und die Schlaffragmentierung beeinflussen wichtige Stoffwechselhormone wie Leptin und Ghrelin, die für das Hunger- und Sättigungsgefühl verantwortlich sind. Durch die hormonelle Dysregulation steigt der Appetit, während gleichzeitig der Energieverbrauch sinkt. Betroffene neigen dadurch zu einer weiteren Gewichtszunahme, was den Verlauf der OSA weiter verschlechtern kann. Auch die verminderte Tagesaktivität infolge von Erschöpfung und Schläfrigkeit trägt zu diesem Teufelskreis bei [8].

Abbildung 1: Wechselseitige Beeinflussung von Adipositas und OSA (mod. nach [8])

Gewichtsreduktion kann OSA-Symptomatik deutlich verbessern

Ein Anstieg des Körpergewichts geht mit einer Erhöhung des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) einher. Dieser bezeichnet die Summe an Apnoen (Aussetzung der Atmung) und Hypopnoen (Abnormale Verminderung des Atemflusses) pro Stunde Schlaf und ermöglicht eine Einteilung der OSA in Schweregrade. In einer prospektiven Studie wird ein Gewichtsanstieg um 10 % mit einem AHI-Anstieg von etwa 32 % assoziiert [9]. Entsprechend führt eine Gewichtsreduktion häufig zu einer Verbesserung der OSA-Symptomatik. Hierbei spielt insbesondere die Reduktion von Fettdepots in der Zunge und den oberen Atemwegen eine entscheidende Rolle. Diese spezifische Gewichtsabnahme verbessert die Durchgängigkeit der Atemwege und verringert die Kollapsneigung signifikant [10].

Neue medikamentöse Ansätze für die kausale Therapie

Standardbehandlung bei OSA ist die Therapie mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) während des nächtlichen Schlafes [11,12]. Zu den alternativen Behandlungen gehören Unterkieferprotrusionsschienen, Operationen sowie Verhaltens- und Lebensstiländerungen [12]. Insbesondere die CPAP-Therapie ist allerdings keine kausale Behandlung der Ursachen einer OSA. Bislang konnte auch nicht schlüssig gezeigt werden, dass sie das Risiko für kardiovaskuläre Ergebnisse reduziert [3]. Zudem ist die mangelnde Akzeptanz bei Patient:innen, wie z. B. Maskenunbehagen, Hautreizungen oder Druckunverträglichkeit, das größte Hindernis für die Wirksamkeit der CPAP [13].

Demgegenüber ist eine Gewichtsabnahme in vielen Fällen eine kausale Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe [14]. Neue medikamentöse Ansätze zur Therapie der Adipositas können daher auch Menschen mit OSA zu mehr Gesundheit und Lebensqualität verhelfen.

PP-OB-DE-0042

Literatur

  1. Benjafield AV, et al.: Lancet Respir Med. 2019; 7(8): 687-698.

  2. American Academy of Sleep Medicine, Berry RB, et al.: J Clin Sleep Med 2012; 8(5): 597–619.

  3. Chang JL, et al.: Int Forum Allergy Rhinol. 2023; 13(7): 1061-1482.

  4. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). S3-Leitlinie “Schlafbezogene Atmungsstörungen bei Erwachsenen“. AWMF-Registernummer 063-001.

  5. Gottlieb DJ, Punjabi NM. JAMA. 2020; 323(14): 1389-1400.

  6. Gleeson M, McNicholas WT. Eur Respir Rev. 2022; 31(164): 210256.

  7. Lopez PP, et al.: Am Surg. 2008; 74(9): 834-838.

  8. Pugliese G, et al.: Curr Obes Rep. 2020; 9(1): 30-38.

  9. Peppard PE, et al.: JAMA. 2000; 284(23): 3015-3021.

  10. Wang SH, et al.: Am J Respir Crit Care Med. 2020; 201(6): 718-727.

  11. Fietze I, et al.: J Sleep Res 2019; 28(5): e12770.

  12. Myers KA, Mrkobrada M, Simel DL. JAMA. 2013; 310(7): 731-741.

  13. Arredondo E, et al.: Cureus. 2021; 3(9): e17843.

  14. Johansson K, et al.: BMJ. 2009; 339: b4609.

Antje Thiel

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