Dengue-Fieber in Europa: Mückenschutz muss nach der Fernreise fortgeführt werden
Reisende, die aus einer Region mit einem Risiko für Dengue-Fieber nach Hause zurückkommen, sollten zu Hause eine Woche lang weiterhin Mückenschutz verwenden. Ist nach der Rückkehr ein Dengue-Fieber symptomatisch ausgebrochen, so muss der Mückenschutz so lange fortgeführt werden, bis ein erstes Abklingen der Symptome beobachtet wird.

Hintergrund für diese Empfehlung der neu herausgekommenen S1-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Arbovirosen der AWMF und des Centrums für Reisemedizin CRM ist die Tatsache, dass es in Europa immer häufiger zu lokal erworbenen Dengue-Ansteckungen kommt, weil sich die in den Tropen und Subtropen beheimatete Asiatische Tigermücke nach Norden ausbreitet; nur diese Mückenart überträgt Dengue-Viren. So wurden seit Anfang Juli 2025 vier autochthone, also lokal erworbene Erkrankungsfälle aus Frankreich gemeldet, darunter zwei im Département Loire sowie je einer in Bouches-du-Rhône und Var. In Italien bestätigte die Gesundheitsbehörde drei lokale Infektionen in der Gemeinde Budrio (Region Emilia-Romagna). Schon 2023 wurden in Italien mehr als 200 Fälle registriert.
Aedes albopictus, die Tigermücke, wurde in Frankreich erstmals 2004 nachgewiesen und ist heute auf dem ganzen französischen Festland präsent. „Die Mücken sind längst auch in Süddeutschland angekommen“, erklärt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. „Wenn ein infizierter Rückkehrer in einem betroffenen Gebiet gestochen wird, kann sich ein lokaler Übertragungszyklus entwickeln. Wer in der ersten Woche nach Symptombeginn von einer Asiatischen Tigermücke gestochen wird, die auch in Süddeutschland vorkommen, kann das Dengue-Virus so auf diese lokalen Vektoren übertragen. Angesichts des Klimawandels ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Deutschland zu solchen lokalen Übertragungen kommt.“
In einer reisemedizinischen Beratung vor einer Reise in ein Dengue-Risikogebiet sollte deshalb auch die Empfehlung enthalten sein, den am Urlaubsort obligatorischen Mückenschutz noch eine Woche nach der Rückkehr mit gleicher Gründlichkeit fortzusetzen.
Krank nach Urlaub? Symptome ernst nehmen
Nur etwa 25 Prozent der Dengue-Infektionen verlaufen symptomatisch. Nach einer kurzen Inkubationszeit von nur 4 bis 7 Tagen (in Einzelfällen bis zu 14 Tagen) beginnt die Erkrankung meist plötzlich mit hohem Fieber, starken Gliederschmerzen und Kopfschmerzen, die hinter den Augen lokalisiert sind. Oft entwickeln die Betroffenen auch einen flächigen Hautausschlag, der leicht mit einem Sonnenbrand verwechselt werden kann. „Meist hört das Fieber nach 4 bis 5 Tagen von selbst wieder auf und verläuft keinesfalls chronisch“, sagt Jelinek. Anhaltendes oder in Schüben verlaufendes Fieber spreche gegen eine Dengue-Diagnose, ebenso wie Krankheitssymptome, die erst mehr als zwei Wochen nach dem Urlaub auftreten.
Schwere Verläufe sind selten und treten meist bei Zweitinfektionen auf. Sie sind verbunden mit sehr hohem Fieber, Schock, Gerinnungsstörungen, Blutungen und Multiorganversagen. „Eine gezielte antivirale Therapie gibt es nicht – entscheidend ist die frühzeitige symptomatische Behandlung“, erklärt Jelinek.
Gerade in der ersten Woche nach der Infektion – wenn die Viruslast bei Patienten hoch ist – ist deshalb Mückenschutz auch in Deutschland relevant: Nur so lässt sich verhindern, dass das Virus von einheimischen Mücken aufgenommen und weiterverbreitet wird.
Quellen
S1-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Arbovirosen (AWMF 042-010, 2025), https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/042-010
Dengue-Fieber. In: Jelinek T., CRM Handbuch Reisemedizin 2025. 61. Auflage. Düsseldorf: CRM Centrum für Reisemedizin; 2025. doi:10.1055/b000001074