Erweiterte Herpes-zoster-Impfempfehlung: Schutz jetzt auch für jüngere Risikogruppen
Die STIKO empfiehlt die Herpes-zoster (HZ)-Impfung ab sofort bereits für Risikopersonen ab 18 Jahren – ein Paradigmenwechsel, der den präventiven Schutz vor schweren HZ-Verläufen auf eine deutlich größere Gruppe von Patientinnen und Patienten ausweitet.

Hintergrund: HZ und Risikoprofile
Herpes zoster entsteht als Reaktivierung des Varizella-zoster-Virus und kann insbesondere bei Immunsupprimierten oder Personen mit bestimmten Grunderkrankungen schwere Verläufe verursachen. In Deutschland erkranken jährlich zwischen 300.000 und 400.000 Menschen an HZ, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter deutlich ansteigt.
Bisher war die Impfung mit dem adjuvantierten Subunit-Totimpfstoff (HZ/su, Shingrix®, GSK) vor allem für Personen ab 50 Jahren vorgesehen. Die neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) senkt die Altersgrenze für Risikogruppen auf 18 Jahre und empfiehlt die Impfung nun für alle Erwachsenen mit erhöhtem HZ-Risiko. Ziel ist es, sowohl die Inzidenz von HZ als auch die Häufigkeit von Folgekomplikationen wie postherpetischer Neuralgie (PHN) zu reduzieren.
Wer profitiert von der Impfung?
Die STIKO definiert Risikogruppen nach Immundefizienz oder schweren Grunderkrankungen, die das HZ-Risiko erhöhen. Dazu zählen unter anderem Personen mit:
Zellbasierten Therapien, einschließlich hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT) und anderer adoptiver Immuntherapien
Soliden Organtransplantationen
Immunsuppressiver Medikation, z.B. Rituximab, JAK-Inhibitoren, Anifrolumab oder zytostatische Chemotherapie
Malignen hämatologische Erkrankungen
HIV-Infektion
Autoimmunerkrankungen, z.B. rheumatoide Arthritis oder systemischer Lupus erythematodes
Schweren chronische Erkrankungen, z.B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, COPD, Asthma, chronische Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus
Die STIKO betont, dass Patientinnen und Patienten mit leichten, medikamentös gut kontrollierten chronischen Erkrankungen im Alter von 18 bis 59 Jahren nicht automatisch als Hochrisikogruppe gelten. Besonders profitieren diejenigen, deren Grunderkrankung schlecht kontrolliert ist oder die aufgrund von Multimorbidität ein deutlich erhöhtes HZ-Risiko haben.
Wirksamkeit und Sicherheit des HZ/su-Impfstoffs
Die Schutzwirkung des HZ/su-Impfstoffs wurde in randomisierten klinischen Studien bei schwer immundefizienten Personen (z.B. nach HSZT oder bei malignen hämatologischen Erkrankungen) untersucht. Über einen medianen Beobachtungszeitraum von 21 Monaten betrug die Wirksamkeit gegen HZ 68,2 %. Auch bei anderen Formen der Immundefizienz induzierte die Impfung eine robuste humorale und zelluläre Immunantwort, die mindestens 12 Monate anhielt. Beobachtungsstudien bei Immungesunden deuten auf einen Schutz von mindestens 10 Jahren hin.
Der Impfstoff weist eine erhöhte Reaktogenität auf, wird aber insgesamt gut vertragen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind selten; das Risiko für ein Guillain-Barré-Syndrom liegt bei etwa 3 Fällen pro 1 Million verabreichter Dosen.
Impfregime und praktische Umsetzung
Die Impfung erfolgt in 2 Dosen im Abstand von 2 bis 6 Monaten. Bei krankheits- oder therapiebedingter Immundefizienz kann die zweite Dosis bereits nach 1 bis 2 Monaten verabreicht werden. Ideal ist die Impfung vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie. Bisher liegen keine ausreichenden Daten zu Auffrischimpfungen vor, sodass dazu aktuell keine Empfehlung ausgesprochen wird.
Fazit für die Praxis
Die STIKO erweitert den präventiven Schutz vor HZ auf alle Risikopersonen ab 18 Jahren – ein wichtiger Paradigmenwechsel. Ärztinnen und Ärzte sollten besonders Patientinnen und Patienten mit Immundefizienz oder schweren Grunderkrankungen identifizieren, über Nutzen und Risiken der Impfung aufklären und die zweistufige HZ/su-Impfung zeitgerecht durchführen.
Quelle: Robert Koch-Institut (RKI). STIKO: Erweiterung der Herpes-zoster-Indikationsimpfempfehlung für Personen ≥ 18 Jahre mit erhöhtem Erkrankungsrisiko. Epidemiologisches Bulletin 45/2025. 06. November 2025; https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/45_25.pdf (letzter Zugriff am 18. Dezember 2025)