Immer mehr B. parapertussis-Erkrankungen: Fehlt eine wirksame Impfung?
Keuchhusten wird in den meisten Fällen durch Bordetella pertussis (B. pertussis) verursacht, seltener durch B. parapertussis. Während B. pertussis-Erkrankungen weiterhin unter präpandemischem Niveau bleiben, ist seit dem vierten Quartal 2022 eine deutliche Zunahme an B. parapertussis-Erkrankungen zu beobachten. Vermutet wird unter anderem das Fehlen einer wirksamen Impfung gegen B. parapertussis.

Die Keuchhustenfallzahlen sind im Zuge der COVID-19-Pandemie und der begleitenden allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen eingebrochen. Während die B. pertussis-Erkrankungen weiter unter dem Niveau vor der Pandemie verbleiben, lässt sich allerdings seit dem vierten Quartal 2022 eine deutliche Zunahme von B. parapertussis-Erkrankungen beobachten, die die präpandemischen Fallzahlen übertrifft. Die Epidemiologie der B. parapertussis-Erkrankungen ist hinsichtlich Demographie und räumlicher Verteilung unverändert. Sie trifft überwiegend Kinder bis zum Grundschulalter. In Bundesländern mit einer ohnehin höheren Inzidenz von B. parapertussis-Erkrankungen hat sich daran nichts geändert. Unverändert ist auch die Häufigkeit an Apnoen und Hospitalisierungen bei Säuglingen – Hinweis auf die gleichbleibende Schwere der Infektion.
Welche Faktoren die B. parapertussis-Fallzahlen in die Höhe treiben, ist unklar. Vermutet werden mehrere Faktoren. Sehr junge Kinder haben sich mit diesem Erreger noch gar nicht auseinandergesetzt; ältere Patientinnen und Patienten wahrscheinlich keine ausreichende Immunität mehr, da der letzte Kontakt lange zurückliegt. Neben dem Nachholeffekt könnte auch die veränderte Diagnostik von Atemwegserkrankungen relevant sein, insbesondere der vermehrte Einsatz von Multiplex-PCR-Verfahren. Bei diesen Tests können mehrere virale und bakterielle Atemwegspathogene, oftmals einschließlich B. pertussis und B. parapertussis, simultan nachgewiesen werden. Da im Laufe der COVID-19-Pandemie zunehmend Multiplex-PCR-Verfahren auch im ambulanten Bereich eingesetzt wurden, ist anzunehmen, dass Nachweise von B. parapertussis auch ohne entsprechende Verdachtsdiagnose vorlagen. Last but not least könnte der isolierte Fallzahlanstieg von B. parapertussis-Erkrankungen gegenüber B. pertussis-Erkrankungen der hohen Pertussis-Impfquote geschuldet sein oder aber auch dem Fehlen einer ausreichend wirksamen Impfung gegen B. parapertussis.
Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 33-2023 , Aktuelle Epidemiologie von B. parapertussis-Infektionen in Deutschland (letzter Zugriff: 26. Februar 2024).