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Impfungen des Praxis­personals: Für Arbeit­geber verpflich­tend

  • Montag, 4. September 2023

Die Pandemie hat dazu geführt, dass im Jahr 2021 nicht nur die Impfung gegen SARS-CoV2, sondern auch die Influenza-Impfung bei Ärztinnen, Ärzten und dem medizinischen Personal deutlich mehr gefragt war als in den Jahren davor. Zumindest galt dies für Kliniken wie etwa das Universitätsklinikum Frankfurt.

/PhotobyTawat, stock.adobe.com
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Dies berichtete Prof. Dr. med. Sabine Wicker, leitende Betriebsärztin des Universitätsklinikums, während des Online-Symposiums „Jetzt wieder an die Standardimpfungen denken“, das der Deutsche Ärzteverlag im Juni 2022 durchgeführt hat. Zu der Situation in den niedergelassenen Praxen gebe es keine belastbaren Zahlen. „2017 waren erst 40 % des medizinischen Personals gegen Influenza geimpft, in der Saison 2018/19 52 %, jedenfalls nach Befragungen des Robert Koch-Instituts“, so Wicker. „In den vergangenen zwei Jahren hat es hier zwar Verbesserungen gegeben. Trotzdem ist hier noch Luft nach oben, auch was alle anderen Impfungen angeht. Wenn wir wollen, dass der Impfschutz in der Bevölkerung breiter aufgestellt und akzeptiert wird, dann müssen wir zuallererst uns selbst impfen lassen, und zwar nicht nur gegen Influenza und Hepatitis B, sondern auch gegen eine ganze Reihe anderer Krankheitserreger. Wir Ärzte sind die wichtigsten Entscheidungsgeber für unsere Patienten. Außerdem geht hier ja nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch darum, Krankheitserreger nicht an Patienten weiterzugeben.“

Die Ergebnisse einer Befragung des Robert Koch-Instituts, die im August 2023 publiziert wurden, zeigen, dass sich in der Saison 2022/23 58,6 % aller an der Befragung teilnehmenden Klinikmitarbeitenden haben gegen Influenza impfen lassen, die Quote war bei Männern höher als bei Frauen und bei älteren höher als bei jüngeren Beschäftgiten. 80,7 % der Ärzteschaft hat sich impfen lassen. Die Bereitschaft, sich gegen Influenza impfen zu lassen, hat sich also seit Beginn der Pandemie erheblich verbessert. Aktuelle Zahlen zur Impfung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte liegen derzeit (August 2023) nicht vor.

Im Rahmen des Symposiums beantwortete Prof. Wicker auch Fragen aus dem Online-Auditorium. Zwei davon seien hier exemplarisch aufgeführt.

Frage: Muss ich mich als Praxisinhaber um den Impfpass und um die Hepatitis-B-Impfung von Studierenden in der Famulatur kümmern?

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Prof. Dr. Dr. med. Sabine Wicker, Leiterin des betriebsärztlichen Dienstes des Universitätsklinikums Frankfurt/Main und stellvertretende Vorsitzende der STIKO. © Universitätsklinikum Frankfurt

Wicker: Nachprüfen sollte man das in jedem Fall. Wie alle Angehörigen medizinischer Berufe sollten auch Medizinstudierende einen vollständigen Impfschutz haben, also Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, Hepatitis B, COVID-19, und saisonal natürlich auch gegen Influenza, und natürlich auch Pertussis.

Alle Universitäten bieten ihren Medizinstudierenden eine Überprüfung des Immunstatus und die Impfungen gegen Hepatitis B, teilweise auch gegen Masern und andere Infektionskrankheiten an. Die Überprüfung sollte also in der Praxis passieren, aber die Hepatitis-B-Impfung findet im Allgemeinen im betriebsärztlichen Dienst des Universitätsklinikums statt.

Frage: Braucht es bessere Aufklärungskampagnen für das Impfen beim medizinischen Personal? Und wenn ja, wie sollten sie aussehen?

Wicker: Solche Kampagnen müssten zielgruppenspezifisch sein; es braucht also eine andere Aufklärung für einen Oberarzt und eine Oberärztin in der Pulmologie als für eine Pflegekraft oder einen Handwerker.

Wir sollten außerdem niederschwellig agieren, um die Impfquoten beim medizinischen Personal zu erhöhen. Man muss also klarmachen: Was ist das Ziel, wenn ich mich als Ärztin oder Arzt impfen lasse? Es ist der eigene Schutz, es ist der Schutz der Patientinnen und Patienten, und es ist die Vermeidung von Fehlzeiten. Ärzte sind ja allgemein besser geimpft als nichtärztliches Personal. Das ist bei Hepatitis B so, aber auch bei Influenza und den anderen impfpräventablen Erkrankungen. Die Impfung muss dem Beschäftigten deshalb so einfach wie möglich gemacht werden. In den Kliniken geht es also um niederschwellige Impfangebote direkt auf den Stationen, vor der Kantine, die Impfung kommt zum Beschäftigten, nicht der Beschäftigte zur Impfung.

Letztlich gilt: Schlechtgeimpfte Ärztinnen und Ärzte haben schlechtgeimpfte Patienten. Und gut geimpfte Ärztinnen und Ärzte und MTAs sind die beste Motivation für ihre Patientinnen und Patienten.

Dr. Susanna Kramarz

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