Mit Bedacht umgehen: Resistenzentwicklung als Evolutionsprozess
Immer häufiger muss bei der Behandlung infektiöser Erkrankungen auf ein Reserveantibiotikum zurückgegriffen werden. Nicht umsonst warnen immer mehr Infektiologinnen und Infektiologen vor multiresistenten Erregern, die mit den gängigen Wirkstoffen nicht mehr in den Griff zu kriegen sind. Dem lässt sich entgegenwirken.

Es sind verschiedenste Infektionen, bei denen das Risiko einer Beteiligung multiresistenter Erreger besonders hoch ist, darunter Pneumonien, Harnwegsinfektionen oder auch eine Sepsis. Das hat Folgen, warnt Professorin Dr. Maria Wehre, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie e.V.: „Multiresistente Erreger wie Carbapenemase-bildende Enterobakterien oder hochgradig resistente Mykobakterien können den Therapieerfolg maßgeblich einschränken. Sie reichen aber nicht aus, auch weil es sich bei der Entwicklung von Resistenzen um einen natürlichen Evolutionsprozess handelt, der zwar verzögert, aber letztlich nicht aufgehalten werden kann.“ So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich, lautet deshalb die Devise. Professor Dr. Mathias Pletz, Vorstandsmitglied der PEG und der Gesellschaft für Infektionstherapie und Krankenhaushygiene, mahnte einen bedachten Umgang mit Antibiotika an. Sie werden aus Sicherheitsbedenken noch immer zu oft verordnet.
Zu viele Tote wegen Antibiotikaresistenz
Wie dramatisch die Situation ist, zeigt der Blick auf die Zahlen: Die WHO zählt die antimikrobiellen Resistenzen (AMR) zu den zehn größten Bedrohungen der globalen Gesundheit. Weltweit sterben jährlich 1,3 Millionen Menschen wegen nicht mehr wirksamer Antibiotika. Allein in Deutschland sind es laut RKI 2.500 pro Jahr. Das Deutsche Netzwerk gegen antimikrobielle Resistenzen hat fünf zentrale Handlungsempfehlungen erarbeitet, um dem zu begegnen:
Schnellstmögliche Einführung wirksamer Marktanreize/Pull-Mechanismen
Vergütung des Einsatzes von Reserveantibiotika im stationären Bereich
Brückenfinanzierung für Start-ups und KNU (kleine und neu gegründete Unternehmen)
Weiterführung der bestehenden Forschungsförderung
Weitere Maßnahmen wie strikte Regeln für Reserveantibiotika und der
Zugang zu modernen Antibiotika auch für ärmere Länder
Quelle: Gemeinsame Jahrestagung von DGI und DZIF 2025: Die Deutsche Gesellschaft für Infektionskrankheiten und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung sind zu ihrer gemeinsamen Jahrestagung 2025 von 13. bis 15. Februar in München zusammengekommen, um das Neueste aus klinischer Forschung Grundlagenforschung und data scientist zu diskutieren, den interdisziplinären Austausch zu fördern und um eine neue translationale Kollaboration auf diesem Gebiet zu etablieren.