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Naturheilverfahren und Impfungen – eine gute Kombination

  • Montag, 13. November 2023
  • Quelle: Interview mit Prof. Benno Brinkhaus

Wenn sich Patientinnen und Patienten am liebsten mit Naturheilverfahren behandeln lassen, dann sollten sie auch sehr einfach von Impfungen zu überzeugen sein. Dies legte Prof. Dr. med. Benno Brinkhaus, Charité Berlin, Leitung Hochschulambulanz für Naturheilkunde und Prävention und Projektbereich Komplementäre und integrative Medizin, anlässlich des Online-Symposiums „Jetzt wieder an die Standardimpfungen denken“ des Deutschen Ärzteverlages im Jahr 2022 dar.

/chamillew, stock.adobe.com
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Dass naturheilkundlich orientierte Patientinnen und Patienten Impfungen gegenüber besonders kritisch seien, kann der Experte nicht bestätigen: Zumindest im Hinblick auf die Corona-Impfungen seien die Patientinnen und Patienten, die in die Hochschulambulanz für Naturheilverfahren der Charité kommen, überwiegend positiv eingestellt gewesen. „Ein Teil ist kritisch, aber meistens ist es uns gelungen, sie im Gespräch von der großen Bedeutung gerade der Corona-Impfung zu überzeugen“, betonte Brinkhaus im Interview mit dem Deutschen Ärzteverlag. „Nur ein ganz kleiner Teil der Patienten ist strikt gegen Impfungen eingestellt.“

Richtig sei zwar, dass das Immunsystem durch Methoden der Naturheilverfahren messbar und nachweisbar für die Abwehr von Infektionskrankheiten gestärkt werden kann: „Die Naturheilverfahren sind ja eine Komplextherapie, bei der häufig mehrere niederschwellige Reize gesetzt werden, um eine Gesamtwirkung zu erzielen. Dazu zählen die Hydrotherapie, Ernährung, Bewegungstherapie, Entspannungstherapie, die eine Stimulierung des Immunsystems zeigen können.“ Aber es sei falsch, aus diesen Effekten zu folgern, dass man sich bei intensiver Anwendung derartiger Verfahren Impfungen komplett sparen könne: „Die universitären Naturheilverfahren sprechen sich im Rahmen der Salutogenese eindeutig für alle Impfungen aus, die auch von der STIKO empfohlen werden.“

Brinkhaus betonte, dass vor allem chronische Erkrankungen das Immunsystem erheblich schwächen: In der Ambulanz würden vor allem Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen betreut, mit Asthma, Allergien, entzündlichen und funktionellen Darmerkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen, die das Immunsystem an sich schon beeinträchtigen. Dazu kämen oft noch immunsupprimierende Therapien. Hier bieten die Naturheilverfahren gern Maßnahmen an, um das Immunsystem zu stärken.

Vor allem müsse man im Blick behalten, dass Adipositas, Diabetes mellitus und Rauchen zu den wesentlichen Grundfaktoren für eine beeinträchtigte Immunabwehr gehören, so der Experte für Naturheilverfahren. Brinkhaus schätzt zusätzlich auch alle stressbedingten Erkrankungen als belastend für das Immunsystem ein: „Zum Beispiel leiden Patientinnen und Patienten im Prä-Burnout häufig auch an vielen Infekten. Dies ist die Grundlage, auf der sich nach Infektionen potenziell dann auch schwere Erkrankungsverläufe entwickeln können.“

Hinzu komme, dass auch mit steigendem Alter die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems abnehme. „Deshalb unterstützen wir in den universitären Naturheilverfahren selbstverständlich alle Impfungen, die auch von der STIKO empfohlen werden“: Impfungen gegen Pertussis, Diphtherie, Tetanus zum Beispiel und auch gegen Herpes Zoster seien neben den Auffrischungen gegen Influenza und COVID-19 außerordentlich wichtige Impfungen, die Brinkhaus auf jeden Fall unterstützt.

Dr. Susanna Kramarz

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