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Neue STIKO-Empfehlungen zur Meningokokken-Impfung

  • Freitag, 7. November 2025
  • Quelle: Robert Koch-Institut

Die STIKO empfiehlt ab sofort eine Standardimpfung mit einem quadrivalenten Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y (MenACWY) für alle Jugendlichen im Alter von 12–14 Jahren. Die bisherige allgemeine Impfempfehlung für Kleinkinder entfällt.

/nobeastsofierce, stock.adobe.com
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Hintergrund und Zielsetzung der neuen Impfstrategie

Invasive Meningokokken-Erkrankungen (IME) sind in Deutschland zwar selten, verlaufen jedoch oft sehr schwer und können lebensbedrohlich sein. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 10–13 %, und viele Betroffene leiden langfristig unter schweren gesundheitlichen Folgen. Dazu zählen unter anderem: Hydrozephalus, Epilepsie, chronisches Nierenversagen, Amputationen, Hörverlust und psychische Störungen.

Um den Schutz in einer besonders gefährdeten Lebensphase zu verbessern, wird der Impfzeitpunkt nun gezielt ins Jugendalter verlagert. Damit soll sowohl der individuelle Schutz als auch der Beitrag zur Eindämmung von IME in der Bevölkerung gestärkt werden.

Für die Impfung stehen in der Europäischen Union (EU) drei MenACWY-Konjugatimpfstoffe zur Verfügung: Nimenrix (ab einem Alter von 6 Wochen), MenQuadfi (ab 12 Monaten) und Menveo (ab 2 Jahren).

Standardimpfung für Jugendliche (12–14 Jahre)

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt erstmals eine allgemeine Impfung mit einem MenACWY-Konjugatimpfstoff für Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren. Hintergrund ist das erhöhte Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen in dieser Altersgruppe – insbesondere durch die Serogruppe Y, die bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufiger auftritt als bei anderen Altersgruppen, und die in den vergangenen Jahren deutlich an Relevanz gewonnen hat.

Die Impfung kann im Rahmen der J1-Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden und lässt sich gut mit anderen Standardimpfungen kombinieren, darunter:

  • die Vierfachimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Poliomyelitis (TdapIPV)

  • die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV)

Für Jugendliche und junge Erwachsene, die die Impfung im empfohlenen Alter nicht erhalten haben, ist eine Nachholimpfung bis zum Alter von unter 25 Jahren vorgesehen.

Keine allgemeine Impfempfehlung mehr für Kleinkinder

Für Kleinkinder ab 12 Monaten spricht die STIKO keine allgemeine MenACWY-Impfempfehlung aus. Gleichzeitig entfällt auch die bisherige Standardimpfung mit dem monovalenten MenC-Impfstoff in diesem Alter. Das bedeutet:

  • Die Impfung im 12. Lebensmonat gilt nicht mehr als Standard.

  • Auch die bisher empfohlenen Nachholimpfungen bis zum 18. Lebensjahr sind nicht länger Teil des allgemeinen Impfplans.

Unverändert bestehen bleibt die Indikationsimpfung gegen MenACWY für Personen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko – dazu zählen auch Säuglinge und Kleinkinder mit angeborener oder erworbener Immundefizienz.

Epidemiologische Entwicklung in Deutschland

Nach einem pandemiebedingten Rückgang sind die Fallzahlen invasiver Meningokokken-Erkrankungen inzwischen wieder auf dem früheren Niveau. Besonders betroffen sind Säuglinge, Jugendliche und ältere Erwachsenen.

Die epidemiologischen Daten der letzten Jahre zeigen eine deutliche Verschiebung in der Verteilung der Serogruppen: Serogruppe B dominiert weiterhin bei Menschen unter 25 Jahren, während Serogruppe Y in allen Altersgruppen zunimmt. Serogruppe C ist rückläufig, auch bei ungeimpften Säuglingen.

Konsequenzen für die Versorgungspraxis

Die neuen STIKO-Empfehlungen bedeuten einen Strategiewechsel: Die Impfung gegen Meningokokken wird aus dem Kleinkind- in das Jugendalter verlagert. Ärztinnen und Ärzte sollten die MenACWY-Impfung daher künftig strukturiert in die J1-Vorsorgeuntersuchung integrieren und Eltern aktiv über die veränderten Empfehlungen für Kleinkinder informieren. Risikopatientinnen und -patienten sind unverändert weiterhin zu schützen.


Quelle: Robert Koch-Institut (RKI). STIKO: Quadrivalente Meningokokken-Impfung für Kleinkinder sowie ältere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Epidemiologisches Bulletin 44/2025. 30. Oktober 2025; https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/44_25.pdf

Dr. Anja Lütke

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