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NPIs gegen Ausbreitung von Influenza: Hand­hygiene, Gesichts­masken und respirato­rische Etikette nur bedingt von Nutzen

  • Dienstag, 28. Januar 2025

Nicht-pharmazeutische Maßnahmen wie Händewaschen und Mundschutz haben nach einer Cochrane-Metaanalyse über die gesamte Bevölkerung gesehen keinen substanziellen evidenten Effekt auf die Transmission von Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen. Lohnenswert sind sie dennoch, so die Autoren der Analyse, um Übertragungen vor allem bei Vorerkrankten und chronisch Kranken innerhalb der Familie und im häuslichen Umfeld zu reduzieren.

/Racle Fotodesign, stock.adobe.com
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Nicht-pharmazeutische Interventionen (NPIs) waren während der COVID-19-Pandemie und danach eine häufig und kontrovers diskutierte Maßnahme. Mit Ende der Pandemie sollte das Kapitel nicht zugeschlagen werden. Vielmehr gilt es, die gewonnenen Erfahrungen aus dieser Zeit bei der Entwicklung künftiger Pandemiepläne zu berücksichtigen, so die Autoren eines aktuell publizierten systematischen Reviews mit einer Metaanalyse [1]. Sie weisen auf die Notwendigkeit verfügbarer, rasch wirksamer, hoch effektiver Vakzinen hin. Den Fokus ihrer Untersuchung aber richteten sie auf den Nutzen von NPIs während der Influenzasaison, insbesondere einer gezielten Handhygiene und dem Tragen von Gesichtsmasken, jeweils allein oder in Kombination. Für den systematischen Review wurden zwischen dem 26. Mai und 30. August 2022 in renommierten Datenbanken wie PubMed, Medline, CENTRAL und EMBASE entsprechende Daten zum Zusammenhang zwischen einzelnen NPIs und pandemischen, aber auch saisonalen Influenzainfektionen gesucht.

Das Ergebnis war weniger eindeutig als erwartet: Zwei Studien gaben Hinweise darauf, dass Handhygiene und Gesichtsmaske den Ausbruch der Infektion verzögern könnten. Das gilt möglicherweise aber nur dann, wenn sie präventiv oder zumindest vor dem Auftreten der ersten Symptome eingesetzt werden. Die randomisierten, kontrollierten Studien zeigten keine Evidenz für einen substanziellen Effekt der Handhygiene, der Gesichtsmasken oder der Kombination beider Maßnahmen auf die Ausbreitung des Infektionsgeschehens innerhalb eines Haushalts, wenn das Virus bereits eingeschleppt war, bevor diese Maßnahmen ergriffen wurden. Ganz offensichtlich – dies entspricht dem allgemeinen Wissensstand – sind die ersten, noch weitgehend symptomfreien Tage einer viralen Atemwegsinfektion die Zeitfenster der höchsten Ansteckungsgefahr.

Eigentlich plausibel

Es sei jedoch nach unserem Verständnis plausibel, dass die Isolierung von Kranken oder die körperliche Distanz das Risiko einer Transmission des Erregers senkt, so die Autoren: Trotz fehlendem substanziellen, protektiven Effekt spreche die Plausibilität der eingesetzten Maßnahmen wie die Isolierung von Kranken oder körperliche Distanz für eine Kontrolle der Influenza im familiären Umfeld.

Weitere Untersuchungen zur Transmissionsdynamik von Influenzaviren könnten bis zur nächsten Pandemie bei der Entwicklung von Leitlinien und evidenzbasierten Empfehlungen für die Transmission der Viren in Haushalten helfen. Zudem wäre es günstig, auch Nicht-RCT in künftigen Reviews zu berücksichtigen, um eine bessere vergleichende Evidenz im Setting von NIPs bei Influenza auf sicherere Beine zu stellen.

  1. Wong J Y. W et al.: Non-pharmaceutical interventions to reduce influenza transmission in households: a systematic review and meta-analysis . Int J Infect Dis150(2025)107291 doi: 10.1016/j.ijid.2025.107291

Dr. Beate Fessler

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