Prävention der Tuberkulose: Risikofaktor Haushaltskontakte
Die COVID-19-Pandemie hat die globale Tuberkulosebekämpfung zurückgeworfen. Eine große brasilianische Kohortenstudie (Pinto P et al Lancet Infect Dis 2024, 24: 46-56) zeigte nun die Bedeutung von Haushaltskontakten bei der Übertragung des Erregers und die Notwendigkeit der Nachverfolgung.
Die Inzidenz der Tuberkulose ist in den letzten zehn Jahren insgesamt zwar sehr langsam, aber stetig zurückgegangen, die Mortalität um nahezu ein Drittel gesunken. Ein positiver Trend, der durch die COVID-19-Pandemie abrupt umgekehrt wurde. In vielen Teilen der Welt kam es dadurch zu einem erheblichen Rückgang an Tuberkulosetests und Meldungen von Tuberkulosefällen. Die globale Tuberkulosebekämpfung wurde um etwa zehn Jahre zurückgeworfen. Welche Strategien sich anbieten, zeigt eine topaktuelle Kohortenstudie aus Brasilien mit 100 Millionen Teilnehmenden, die den Fokus auf die Ansteckung mit dem Tuberkulose-Erreger über Haushaltskontakte richtete. Untersucht wurden etwa 420.000 Haushaltskontakte von etwa 137.000 Tuberkulose-Indexpatienten. Über ein Follow-up von 15 Jahren (Median 4,4) wurde bei etwa 9.000 Patientinnen und Patienten eine Tuberkulose diagnostiziert. Die Inzidenz unter Kontaktpersonen lag mit 427,8 pro 100.000 Patientenjahre um das 16fache höher als in der Allgemeinbevölkerung mit 26,2 pro 100.000 Patientenjahre. Fazit der Autoren: Das hohe und anhaltende Risiko für eine Tuberkulose unter den Kontaktpersonen verstärkt in Brasilien die Notwendigkeit einer konsequenten Nachverfolgung von Kontakten und gezielten Präventionsmaßnahmen, um den Erreger zu eliminieren.
Prävention durch Impfung ist bei Tuberkulose nur bedingt möglich, nämlich mit dem bislang einzigen nach BCG (Bach BCG Calmette-Guérin) benannten Tuberkulose-Impfstoff. BCG bietet Schutz gegen die Tuberkulose bei Kindern bis zum 5. Lebensjahr, und darüber hinaus einen Gesamt-Überlebensvorteil bis zum 15. Lebensjahr, fasste Prof. Dr. Dr. Christoph Lange, Forschungszentrum Borstel, auf dem PneumoUpdate 23 in Mainz die aktuellen Studiendaten zusammen. Da eine Koinfektion von Tb mit HIV häufig ist, sei auch eine ART (antiretrovirale Therapie) wichtig für das Auftreten einer TB, so Lange.
Quellen
Martinez L. Lancet Glob Health. 2022 Sep; 10(9): e1307-e16
"Hot Topic: Tuberkulose", PneumoUpdate 2023, 10. und 11. November 2023, Mainz, Veranstalter: MedUpdate
Handbuch PNEUMOUPDATE PNEUMOLOGIE 2023/2024