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Q&A Teil 5: Impfen nach Nierentransplantation und unter Dialyse

  • Dienstag, 23. Juli 2024
  • Quelle: Expertensymposium Deutscher Ärzteverlag 2024

Beim jährlich stattfindenden Expertensymposium Impfen des Deutschen Ärzteverlags können die Zuschauerinnen und Zuschauer im Vorfeld der Veranstaltung und während des Livestreams eigene Fragen aus ihrem Praxisalltag stellen. In unserer nach 2023 zweiten Auflage des Questions & Answers-Formats beantworten die Expertinnen und Experten die Fragen, die im Livestream nicht beantwortet werden konnten. Teil 5 dreht sich um die Fragen aus dem Bereich Nephrologie.

/Tom, stock.adobe.com
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Die Expertin antwortet: Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Leiterin des Schwerpunkts Nephrologie, Universitätsklinikum Mainz, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie

Ob die Gelbfieber-Impfung wirklich einen lebenslangen Schutz nach einer einzelnen Impfung hinterlässt, wird seit fast 10 Jahren intensiv diskutiert. Die STIKO hat im epidemiologischen Bulletin 32/2022 auf Basis einer breit angelegten Literaturrecherche ihre Gelbfieber-Impfempfehlungen für Deutschland angepasst.

Das Epidemiologische Bulletin 32/2022 beinhaltet die Empfehlung und wissenschaftliche Begründung für eine einmalige Gelbfieber-Auffrischimpfung vor erneuter oder bei fortgesetzter reise- oder berufsbedingter Exposition, sofern 10 oder mehr Jahre seit der Erstimpfung vergangen sind.

Somit würde auch bei einem Dialysepatienten kein lebenslanger Schutz dokumentiert werden.

Der Impfschutz bleibt in abgeschwächter Form aufgrund des immunologischen Gedächtnisses erhalten. Allerdings ist die Schutzwirkung stark von der Intensität und der eingesetzten immunsuppressiven Substanz nach Nierentransplantation abhängig und leider individuell bei jedem Patienten unterschiedlich.

IC Impfen Q&A Nephro Abb1
©BfArM, PEI, RKI, DIMDI, BZgA [1]

Nach einer Nierentransplantation kann nach Ende der initial hochdosierten Immunsuppression geimpft werden, z.B. 6 Monate nach Organtransplantation.

Eine Ausnahme bildet die Influenza-Impfung: Je nach Saisonalität ist die Influenza-Impfung ab 4 Wochen nach Organtransplantation möglich [1].

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen Hepatitis B im Erwachsenenalter besonders gefährdeten Personengruppen. Diese umfassen sowohl Personen mit bestimmten Erkrankungen als auch solche mit erhöhtem beruflichem sowie nichtberuflichem Expositionsrisiko. Detailliert sind diese in den STIKO-Empfehlungen in der Tabelle 2 zu "Indikations- und Auffrischungsimpfungen" genannt sowie in der Stellungnahme der STIKO zu Impfungen von Personal in medizinischen Einrichtungen in Deutschland. Zu jeder Indikationsgruppe werden in der Tabelle exemplarische Personengruppen genannt. Hierzu gehören beispielsweise HIV-Positive, Dialysepatienten, Kontaktpersonen zu an Hepatitis B erkrankten Personen, Personen mit Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko, Personal von medizinischen Einrichtungen und Ersthelfer. In jedem Fall sollte durch den Arzt eine individuelle Risikobeurteilung erfolgen [2].

Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zur Impfung gegen RSV werden im Spätsommer 2024 erwartet.

Lebendimpfungen sollten Patientinnen und Patienten mit chronischer Nierenerkrankung und Dialysepatienten verabreicht werden, wenn sie nach STIKO-Empfehlungen indiziert sind.

Nach Nierentransplantation hingegen sollten Lebendimpfungen vermieden werden und nur zum Einsatz kommen, wenn dies unbedingt notwendig ist, z.B. bei notwendigem nicht vermeidbaren Aufenthalt in einem Risikogebiet.

Literatur

  1. Bundesgesundheitsbl 2020 63:588–644, https://doi.org/10.1007/s00103-020-03123-w, letzter Zugriff: 11.07.2024

  2. Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 4/2021, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/04_21.pdf?__blob=publicationFile, letzter Zugriff: 11.07.2024

mr

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