Infocenter

Das Wichtigste zur Impfaufklärung „kurz und knapp“

  • Freitag, 29. September 2023

Was banal erscheint, wird oft vergessen: Zur Impfaufklärung gehört zunächst die Aufklärung über impfpräventable Erkrankungen. Jede Erkrankung, gegen die es eine Impfung gibt, kann schwer verlaufen und den Organismus auf lange Zeit sehr schwächen.

/picture alliance, Nicolas Armer
/picture alliance, Nicolas Armer

Das kann die Gefahr nachfolgender Erkrankungen und Komplikationen erhöhen. Nicht nur Infektionen mit Pneumokokken, sondern auch mit Influenza und Pertussis können in eine Pneumonie münden, und während und nach Pneumonien steigt die Gefahr von Herzinfarkten erheblich. Ein Herpes Zoster kann in eine dauerhafte Postzosterneuralgie münden, eine Diphtherie kann in Taubheit oder Unfruchtbarkeit münden, Masern ebenso wie FSME in eine Enzephalitis mit anschließender lebenslanger geistiger Behinderung; Tetanus führt unbehandelt praktisch immer zum Tod. Es ist absolut sinnvoll, gegen alle diese Infektionen durch eine Impfung geschützt zu sein.

Diese wichtigen Tatsachen werden bei der Aufklärung über Impfungen häufig vergessen. Sie sind aber der Grund, warum Impfungen überhaupt so dringlich empfohlen werden. Sie sollten – bezogen auf die jeweilige Infektionskrankheit – Bestandteil jeder Impfaufklärung sein.

An zweiter Stelle rangiert die Aufklärung über den Herdenschutz: Durch den eigenen Impfschutz die Infektionskrankheit nicht weitergeben zu können an Säuglinge, an Schwangere, an ältere oder erkrankte Lebenspartner und Familienanghörige, das ist für viele Menschen ein sehr konkretes Anliegen.

Leichte Nebenwirkungen sind gewünschte Reaktion des Immunsystems

Was die Nebenwirkungen von Impfungen angeht, so geht es in erster Linie um die Aufklärung zu der – im Grunde genommen erwünschten – und regelhaften Impfreaktion des Immunsystems: Es sollte der Patientin und dem Patienten verständlich gemacht werden, dass Erwärmung und Spannung im Impfarm, Abgeschlagenheit sowie ein Temperaturanstieg für einige Tage häufig sind und keine Nebenwirkungen, sondern ein Anzeichen dafür, dass die Impfung wirkt. Trotzdem darf diese Aufklärung nicht ausgeklammert werden, weil ansonsten die manchmal deutlichen, akuten Impfreaktionen die Patientinnen und Patienten überraschen, die aktuelle Alltagsplanung unnötig beeinträchtigen und von weiteren Impfungen abhalten können.

Im Gegenteil, so formuliert es Prof. Dr. med. Jörg Schelling, Allgemeinarzt in Martinsried und Mitglied der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen: „Es wäre eigentlich der Idealzustand, wenn diese Folgen der erwünschten Immunaktivierung bei der Planung für reaktogene Impfungen schon bei der Anmeldung so kommuniziert werden, dass die Patienten entsprechend planen können.“ Schelling fügt hinzu: „In unserer Praxis passiert dies im Regelfall tatsächlich nicht erst bei der Anmeldung zur einzelnen Impfung bei der MFA, sondern bei den allgemeinen Besprechungen mit den Ärztinnen und Ärzten und der Thematisierung der Impfungen. Hier wird dann bereits vor der Terminplanung im Sprechzimmer darauf hingewiesen, dass man den zukünftigen Termin dann entsprechend wählen sollte. Hierfür gibt es keine Verpflichtung, es würde den Patienten aber doch einiges an möglichen Unannehmlichkeiten ersparen.“

Sehr seltene Impfkomplikationen nur anschneiden

Über die Möglichkeit sehr seltener Impfkomplikationen muss nicht im Detail aufgeklärt werden, sondern nur kursorisch. Exemplarisch sei hier aus der Standard-Impfaufklärung Masern-Mumps-Röteln zitiert, die der Hausärzteverband für seine Mitglieder zur Verfügung stellt:

„Mögliche Reaktionen nach der Impfung: Während oder kurz nach der Masern-Mumps-Röteln-Schutzimpfung kann ein leichtes Brennen oder eine Rötung an der Impfstelle auftreten, etwa acht bis zwölf Tage nach der Impfung kann es zu einer kurz andauernden Temperaturerhöhung kommen. Außerdem treten gelegentlich ein leichter Hautausschlag (Exanthem), Lymphknotenschwellungen und sehr selten auch eine mumpsähnliche Erkrankung auf. Diese Impfreaktionen verlaufen leicht und machen in der Regel keine ärztliche Behandlung erforderlich. Der Impfarm sollte möglichst für 24 Std. geschont werden.

Impfkomplikationen: Die Masern-Mumps-Röteln-Schutzimpfung ist eine sichere Schutzimpfung. Schäden nach einer Impfung sind ungleich seltener als nach der Infektion. Wenn Sie dennoch irgendwelche ungewöhnlichen Krankheitssymptome bei dem Geimpften beobachten, sollten sie sich bei uns melden. Bitte weisen Sie uns darauf hin, wenn Sie Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen (Marcumar®, Xarelto®…). Bei einigen gerinnungshemmenden Medikamenten, fälschlicherweise auch „Blutverdünner“ genannt, sollte die Impfung dann subkutan durchgeführt werden.“

Eine Impfung ohne wirksame Aufklärung ist in jedem Fall als kritisch anzusehen. Das betrifft Patientinnen und Patienten ohne ausreichende Deutschkenntnisse ebenso wie die Impfung von Minderjährigen oder bei eingeschränkter Einwilligungsfähigkeit. Schriftliche Informations- und Aufklärungsblätter in einfacher Sprache beziehungsweise in der jeweiligen Fremdsprache sind hier empfehlenswert.

Dr. Susanna Kramarz

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung