Virusspezifische Zelltherapie im Fokus der Forschung
Allogene Stammzelltransplantationen können die Prognose von Patientinnen und Patienten erheblich verbessern. Das Problem: Die oft lebensrettende Therapie geht mit einer Suppression des Immunsystems einher. Dem erhöhten Risiko gefährlicher Virusinfektionen, insbesondere mit Cytomegalie- oder Epstein-Barr-Viren, sind Tür und Tor geöffnet. Die schützende T-Zell-Immunität könnte durch eine adoptive T-Zell-Übertragung wieder hergestellt werden.

Bei allogenen Stammzelltransplantationen, der Transplantation solider Tumoren oder auch bei Transplantationskomplikationen kommen Therapieregimes zum Zug, die das Immunsystem des Betroffenen supprimieren und seine Immunabwehr in die Knie zwingen. Diese Patientinnen und Patienten laufen Gefahr, schwer behandelbare Virusinfektionen zu entwickeln, etwa mit CMV, Epstein-Barr-Viren oder auch Infektionen mit den weniger aggressiven Adenoviren – insgesamt eine der Hauptursachen infektionsbedingter Todesfälle in dieser Patientengruppe.
Erst die Stammzelltherapie, dann weg mit den Viren
Die Forschungsgruppe um Professorin Dr. Nina Khanna vom Universitätsklinikum Basel hat virusspezifische T-Zell-Therapien bei therapierefraktären Patientinnen und Patienten vielfach getestet. Die Professorin für Infektiologie an der Universität Basel und Chefärztin an der Klinik für Infektiologie beschäftigt sich schon länger mit der Erforschung neuartiger Therapiestrategien bei schweren Infektionen, unter anderem bei immunsupprimierten Patientinnen und Patienten mit virusspezifischen T-Zell-Therapien oder mit Antibiotikaresistenzen.
Ziel ist es, Virusinfektionen im Anschluss an eine Stammzelltherapie mit virusspezifischen T-Zellen gezielt und erfolgreich zu behandeln. Aktuell blickt sie in einer umfangreichen Studie genauer auf den Zusammenhang zwischen EBV-induzierten Lymphomen, die bekanntermaßen mit einer schlechten Prognose assoziiert sind, und dabei insbesondere auf den Einsatz von EBV-spezifischen T-Gedächtniszellen. Dabei geht es um einen adoptiven Transfer von Gedächtnisstammzellen, wobei der Nutzen einer vielversprechenden Zellpopulation für eine EBV-spezifische T-Zell-Therapie gezeigt werden soll. „The time has come“, konstatierte Khanna mit Blick auf die aktuellen Forschungsaktivitäten im Bereich zellulärer Therapien [1]. Denn durch die Gabe virusspezifischer T-Zell-Therapien kann man das Immunsystem direkt verbessern und die Infekte bekämpfen. „Wir haben in Basel als erstes Zentrum in der Schweiz im Jahr 2015 Zelltherapien gegen virale Infekte etabliert“, so Khanna.
[1] Stem cell memory EBV-specific T cells control EBV tumor growth and persist in vivo; Darya Palianina https://orcid.org/0000-0003-1785-7548; Juliane Mietz https://orcid.org/0009-0007-9359-2242; Claudia Stühler, Brice Arnold, Glenn Bantug https://orcid.org/0000-0003-2253-6028; Christian Münz https://orcid.org/0000-0001-6419-1940; Obinna Chijioke https://orcid.org/0000-0003-4247-5947; Nina Khanna https://orcid.org/0000-0002-2642-419X Authors Info & Affiliations
Quelle: Gemeinsame Jahrestagung von DGI und DZIF 2025: Die Deutsche Gesellschaft für Infektionskrankheiten und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung sind zu ihrer gemeinsamen Jahrestagung 2025 von 13. bis 15. Februar in München zusammengekommen, um das Neueste aus klinischer Forschung Grundlagenforschung und data scientist zu diskutieren, den interdisziplinären Austausch zu fördern und um eine neue translationale Kollaboration auf diesem Gebiet zu etablieren.