Ziel verfehlt: Die Krankheitslast von Virushepatitiden ist noch immer groß
Virushepatitiden bis 2030 eliminieren: Dieses Ziel hat sich die World-Health Assembly* 2016 auf die Fahnen geschrieben. Nun zeigt die Auswertung von Daten der Global-Burden of Diseases-Study, dass die Krankheitslast durch HBV- und HCV-assoziierte Komplikationen wie Leberzirrhose und Leberkrebs noch immer erheblich ist. Die Zusammenarbeit in Europa muss besser werden, fordern nun die Autorinnen und Autoren.

Akute HBV-Infektionen sind in Europa häufiger als akute HCV-Infektionen. Nach Schätzungen über alle Altersgruppen lag die Zahl im Jahr 2019 bei 2,08 Millionen gegenüber 0,42 Millionen. Die Zahl HBV-assoziierter Zirrhosen lag bei 8,24 Millionen, die Zahl HCV-assoziierter Zirrhosen bei 11,87 Millionen. Todesfälle infolge einer Zirrhose durch HBV-Infektion lagen bei 2.994.000 gegenüber 3.689.000. Geschätzt verstarben 900.000 Menschen an Leberkrebs infolge einer HBV-Infektion und 2.307.000 infolge einer HCV-Infektion.
Reduktion der Mortalität
Zwischen 2010 und 2019 reduzierte sich die Inzidenzrate akuter Hepatitis-B-Infektionen um 22,14 %, die Mortalitätsrate um 33,27 %. Die HBV-assoziierte Prävalenz und Mortalität der HBV-induzierten Zirrhose ging zurück. Die Inzidenzrate akuter Hepatitis-C-Infektionen reduzierte sich um 3,24 %, die Mortalitätsrate um 35,73 %. Prävalenz-, Inzidenz- und Mortalitätsrate der HCV-assoziierten Zirrhose gingen ebenfalls zurück, nämlich um 6,37 %, 5,87 % und 11,11 %. Keine signifikanten Änderungen wurden in der Häufigkeit von HBV- und HCV-assoziiertem Leberkrebs beobachtet.
Bei akuter Hepatitis-B- und C-Infektion sowie bei HBV-assoziierter Zirrhose wurde zumindest eine substantielle Reduktion der DALYs (disease-adjusted life years) (-27 %, -27 %, -30 %) erreicht, und zwar bei akuter Hepatits B (-27 %), akuter Hepatitis C (-27 %) und HBV-assoziierter Zirrhose (-30 %).
Fazit
Zwar ist es zwischen 2010 und 2019 zu einem Rückgang bei einigen HBV- und HCV-assoziierten Begleiterkrankungen gekommen. Die Krankheitslast der durch HBV- oder HCV-assoziierten Komplikationen ist allerdings noch immer erheblich. Die Autorinnen und Autoren betonen auch die Notwendigkeit einer noch intensiveren und besser koordinierten Intervention zwischen den europäischen Ländern, um das für 2030 ausgerufene Ziel tatsächlich zu erreichen.
*WHA: Weltgesundheitsversammlung ist das Forum, durch das die Weltgesundheitsorganisation von ihren 194 Mitgliedsstaaten geführt wird. Er ist das weltweit höchste gesundheitspolitische Gremium und setzt sich aus Gesundheitsministern der Mitgliedsstaaten zusammen.
Quelle: GBD 2019 Europe Hepatitis B & C Collaborators, Lancet Public Health; Hepatitis B and C in Europe: an update from the Global Burden of Disease Study 20192023 Sep;8(9):e701-e716. doi: 10.1016/S2468-2667(23)00149-4