Adipositas: Wenn Gedanken ans Essen das Leben bestimmen
Food Noise – also das ständige Gedankenkreisen ums Essen – stellt viele Menschen mit Adipositas vor große Herausforderungen. Studien zufolge resultiert dieses oft unterschätzte Phänomen aus einer Störung des Hunger- und Belohnungssystems im Gehirn. Dann drohen Heißhungerattacken, unkontrolliertes Essen und psychosoziale Belastungen. Erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Patient:innen unterstützen können und welche Rolle dabei medikamentöse Therapien spielen können.

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Kaum ist das Frühstück vorbei, wird schon das Mittagessen geplant. Auf dem Weg zur Arbeit lockt der Geruch von frischen Croissants, die Lust auf Snacks meldet sich im Büro, und zu Hause kreisen die Gedanken um das verbotene Fach mit den Keksen und der Schokolade. Oft geschieht dies unbewusst, aber in manchen klaren Momenten taucht dann die Frage auf: „Warum denke ich eigentlich andauernd ans Essen?“ Was für manche banal klingt, kann andere massiv belasten. Das Phänomen nennt sich „Food Noise“ – ein ständiger, ungewollter und aufdringlicher innerer Monolog rund ums Essen. Studien deuten darauf hin, dass dies gerade bei Menschen mit Adipositas sowie bei Menschen, die gerade eine Diät machen, besonders ausgeprägt auftritt [1, 2].
Bei Food Noise ist die Balance zwischen dem hungergetriebenen und dem belohnungsgesteuerten Essverhalten gestört: Essensbezogene externe und interne Reize verursachen eine psychische und physiologische Reaktion, die durch individuelle Einflussfaktoren (z. B. Genetik, Essverhalten, Stress) und deren Konsequenzen (Heißhunger, Überessen, Gewichtszunahme etc.) bestimmt wird [3]. Oft finden Betroffene selbst nach einer Mahlzeit und trotz des einsetzenden Sättigungsgefühls keinen „inneren Frieden“.
Kurzfristig droht bei Food Noise eine gesteigerte Nahrungsaufnahme. Langfristig nehmen die Patient:innen an Gewicht zu und verlieren Lebensqualität – im schlimmsten Fall etabliert sich eine Essstörung. Wer andauernd ans Essen denkt, blockiert kognitive Ressourcen, die im Normalfall etwa bei der Arbeit, in der Familie oder im sozialen Umfeld eingesetzt werden könnten [4]. Darüber hinaus kann es zu einer sozialen Isolation kommen, wenn Menschen mit Food Noise Aktivitäten, bei denen das Essen im Mittelpunkt steht, aus Scham nicht mehr wahrnehmen.
Was kann die Ärzteschaft dagegen tun?
Viele wissen gar nicht, dass Food Noise ein Problem darstellt. Ein erster Schritt ist deshalb ein offenes Gespräch mit Betroffenen. Fragen wie „Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Gedanken häufig ums Essen kreisen?“ oder „Werden Sie öfters von Gedanken an Essen abgelenkt oder können Sie sich deswegen nur schlecht konzentrieren?“ können den Einstieg erleichtern. Mittlerweile gibt es dazu auch einen validierten Fragebogen, den „Food Noise Questionnaire" [2].

Eine Ernährungsumstellung auf ausgewogene Mahlzeiten und protein- sowie ballaststoffreiche Kost kann dabei unterstützen, das Sättigungsgefühl zu verlängern und die Gedankenspirale rund um das Essen länger „zum Schweigen zu bringen“. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann förderlich sein. Dagegen ist Verzicht häufig keine langfristige Lösung und verschlechtert in vielen Fällen die Lebensqualität.
Mit Mounjaro® das Gedankenkarussell durchbrechen?
Studienergebnisse zeigen, dass Inkretinmimetika einen positiven Einfluss auf Food Noise haben können [3]. Durch die Aktivierung von Inkretin-Rezeptoren im Gehirn können diese Medikamente das Sättigungsgefühl erhöhen, den Hunger reduzieren und das Belohnungssystem beeinflussen [5]. Auch der GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonist Mounjaro® [6, *] kann das Essverhalten auf diese Weise nachhaltig verändern: Zum Beispiel, indem die Intensität und das Gefühl von Heißhungerattacken reduziert wird [6]. Zusätzlich verringert sich unter der Behandlung mit Mounjaro® das Verlangen nach fett- und zuckerreichen Speisen, das vom Belohnungszentrum des Gehirns gesteuert wird [6, 7, 8]. Diese zentralnervöse Wirkung von Mounjaro® wird durch Aktivierung von GLP-1- und GIP-Rezeptoren vermittelt, die in den Bereichen des Gehirns vorkommen, die für die Appetitregulierung wichtig sind [8].
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[*] Mounjaro® (Tirzepatid) ist angezeigt als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zum Gewichtsmanagement, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung, bei Erwachsenen mit einem Ausgangs-BMI von ≥ 30 kg/m2 (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m2 bis < 30 kg/m2 (Übergewicht) bei Vorliegen mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung (z. B. Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus) [6].
[a] Studienmedikation nicht verblindet: Probanden wussten, ob Tirzepatid oder Semaglutid verabreicht wurde (Open-Label). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die fehlende Verblindung auf die Ergebnisse und Validität der Studie ausgewirkt hat. Kein Placebo-Arm in Studie vorhanden [9].
[b] p < 0,001 nach 72 Wochen (Wirksamkeitsestimand). Der Wirksamkeitsestimand repräsentiert die Wirksamkeit, wenn alle Teilnehmenden über den gesamten Zeitraum in der Studienbehandlung verblieben wären und keine anderen Anti-Adipositas-Therapien eingenommen hätten (bis zu 72 Wochen) [9].
[c] Prozentuale Gewichtsreduktion vom Ausgangsgewicht unter Mounjaro® 15 mg nach 72 Wochen. Unter Placebo Gewichtsreduktion um 2,4 % (-2,4 kg) in diesem Zeitraum. Bei kalorienreduzierter Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität [6, 10].
[d] p < 0,001 für Überlegenheit gegenüber Placebo, adjustiert für Multiplizität [6, 10].
Literatur
Tapper K, Pothos EM. Eat Behav. 2010; 11: 45–53.
Diktas HE, et al.: Obesity (Silver Spring) 2025; 33(2): 289–297.
Hayashi D, et al.: Nutrients 2023; 15(22): 4809.
van Dillen, LF, Papies, EK. Appetite 2020; 147, 104524.
Moiz AM et al.: Am J Med 2025; 138(6): 934–940.
Fachinformation Mounjaro®, aktueller Stand.
Martin C, et al.: Diabetes 2024; 72 (Supplement_1); doi: 10.2337/db23-128-OR.
Geisler CE, et al.: Diabetes Obes Metab. 2022; 25 (1): 56–67.
Aronne LJ, et al.: N Engl J Med. 2025 May 11. doi: 10.1056/NEJMoa2416394.
Jastreboff AM, et al.: N Engl J Med. 2022; 387(3): 205–216.