Medizin

Erfolgreiche Penis­transplantation in den USA

  • Dienstag, 17. Mai 2016

Boston – Chirurgen des Massachusetts General Hospital haben einem 64-jährigen Mann einen neuen Penis transplantiert. Sie sind dabei einem Team in Baltimore zuvor­ge­kommen, das diese Operation im vergangenen Jahr angekündigt hatte. Weltweit war es die dritte Penistransplantation und die – bisher – zweite erfolgreiche.

Bei dem Patienten, einem 64-jährigen Mann aus einer Kleinstadt in Massachusetts, war 2012 aufgrund eines Peniskarzinoms eine partielle Penektomie durchgeführt worden. Er erhielt nun ein urogenitales vaskularisiertes „Composite“-Allotransplantat eines ano­nymen Spenders. Bei der Operation wurden neben der Harnröhre auch zahlreiche Blut­gefäße und Nerven des Patienten mit dem Transplantat verbunden.

Die insgesamt 15-stündige Operation wurde am 8. bis 9 Mai von einem siebenköpfigen Team von Chirurgen unter Leitung von Curtis Cetrulo Jr. und Dicken Ko durchgeführt. Sie seien von sechs Assistenten und 30 weiteren Personen unterstützt worden, heißt es in der Pressemitteilung der Klinik.

Die Operation ist bislang erfolgreich verlaufen. Der Patient benutzt seine Urethra allerdings noch nicht und ob er in Zukunft wieder sexuell aktiv sein kann, bleibt abzu­warten. Chirurgen und Patient zeigten sich der Presse gegenüber optimistisch.

Die Chirurgen am Massachusetts General Hospital sind mit ihrer Operation einem Team um W.P. Andrew Lee von der Johns Hopkins Universität in Baltimore zuvorgekommen, das im Dezember eine Penistransplantation angekündigt hatte.

Die erste Operation dieser Art war im September 2006 am Guangzhou Liuhuaqiao Hospital in China durch­geführt worden. Damals hatte ein 44-jähriger Mann den Penis eines 22-jährigen hirntoten Spenders erhalten. Die Operation verlief technisch erfolg­reich. Der Penis wurde jedoch bereits nach 14 Tagen wieder entfernt wegen „schwerer psychologischer Probleme des Empfängers und seiner Frau“, wie Weilie Hu und Mitar­beiter später in European Urology (2006; 50: 851-853) berichteten.

Erfolgreicher verlief dem Vernehmen nach eine Transplantation, die André van der Merwe im Dezember 2014 an der Stellenbosch Universität bei Kapstadt in Südafrika vorge­nommen hat. Der Patient hat laut späteren Presseberichten ein Kind gezeugt. Eine wissenschaftliche Publikation zur Operation ist in Medline nicht zu finden.

Wie bei allen Organtransplantationen müssen die Patienten lebenslang immunsuppri­mierende Medikamente einnehmen. Der US-Patient erhält laut einem Bericht der New York Times Tacrolimus, in der Hoffnung, dass die Regeneration der Nerven beschleunigt wird, was für die sexuelle Funktion wichtig sein dürfte. An der Johns Hopkins Universität sollen die Patienten 10 bis 14 Tage vor der Operation eine Stammzelltransplantation aus dem Knochenmark des Spenders erhalten. Die Chirurgen hoffen, dass dadurch eine gewisse Immuntoleranz erzielt wird, um die Dosis der Immunsuppressiva zu senken.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung