Unabhängige Patientenberatung: Rüddel schlägt Stiftungsmodell mit Ausschreibung vor

Berlin – Das derzeitige Ausschreibungsmodell für die Unabhängige Patientenberatung (UPD) steht wenige Tage nach Erscheinen eines Berichts des Bundesrechnungshofes (BRH) auf dem politischen Prüfstand. Das machen Abgeordnete von Union und SPD auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes (DÄ) deutlich.
Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Erwin Rüddel, betonte im Gespräch mit dem DÄ, er glaube zwar, dass die UPD derzeit unabhängig arbeiten könne. Er denke aber zugleich, dass eine Trägerstruktur gefunden werden müsse, die „jeglichen Verdacht“ auf eine Beeinflussung ausschließe. Dies sei für die Glaubwürdigkeit einer Patientenberatung „ausgesprochen wichtig“.
Rüddel betonte, dass er daher jeglichen Einfluss von außen – sei es von Kassen- oder Patientenseite oder auch die Ansiedlung bei Akteuren des Gesundheitswesens oder der Politik – ablehnt. Eine unabhängige Stiftung sei die „beste Entscheidung“.
Allerdings sei der Prozess noch nicht abgeschlossen, wie man „Kompetenzerhaltung und Effizienzsteigerung zusammenbringen“ könne. Bei einer Stiftung, die auch die operative Arbeit übernimmt, vermisst er Anreize und Motivation.
Daher schlägt er vor, dass eine Stiftung als Träger der UPD fungiert – und damit den GKV-Spitzenverband als bisherigen Auftraggeber ablöst. Das operative Geschäft solle weiterhin ausgeschrieben werden. Um Fluktuationen zu vermeiden, könne in den Ausschreibungen künftig eine Übernahme der UPD-Mitarbeiter vorgeschrieben werden, so Rüddel.
Die Finanzierung sollte seiner Meinung nach aus dem Gesundheitsfonds erfolgen. Eine Steuerfinanzierung sei möglich, aber die Debatte darüber zu zeitaufwendig. Um einen vernünftigen Anschluss an die jetzige Förderperiode zu erreichen, müsse bis spätestens Ende Februar 2021 die Frage entschieden sein. Das hält er für realistisch, auch wenn die Details sicher noch diskutiert werden müssten.
Wichtig ist Rüddel vor allem auch, dass die UPD bundesweit deutlich bekannter wird. Zudem müsse sie sich technisch weiterentwickeln – und etwa verstärkt auf Videoberatung oder auch die Nutzung einer App setzen.
Die Bereitschaft für Veränderungen wird auch bei den Sozialdemokraten gesehen. „An der Unabhängigkeit der UPD darf es keinen Zweifel geben“, sagte Bärbel Bas, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für Gesundheit, Bildung und Forschung und Petitionen, dem DÄ.
Daher brauche es „einen Neustart mit einer Trägerschaft, die frei von jeglichen wirtschaftlichen Interessen“ sei. Nur so könne die UPD ihrem Beratungsauftrag gerecht werden. „Hier müssen wir Konsequenzen ziehen, bevor neu ausgeschrieben wird“, so Bas.
Das haben auch die Rechnungsprüfer der Politik mit auf den Weg gegeben. Der BRH empfiehlt dem BMG, Überlegungen zum Verfahren einer unabhängigen Patientenberatung zügig „noch vor Ablauf der aktuellen Förderphase anzustellen“.
Falls der Betrieb der UPD nach der Förderphase Ende 2022 fortgesetzt werden solle, wären Vorarbeiten wichtig, „um einen reibungslosen Übergang zu einer neuen Patientenberatung sicherzustellen“.
Dass die Politik handeln muss, hatten zuletzt auch Experten bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss zur UPD angemahnt. Hintergrund war ein Antrag der Linksfraktion – bereits vom Oktober vergangenen Jahres –, in der die Linke einen Trägerwechsel fordert. Die Beratung solle dauerhaft in die Hände derjenigen Organisationen gelegt werden, die mit institutioneller Patientenberatung beschäftigt seien.
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