Politik

Arztbesuche gegenüber Stand von 1995 rückläufig

  • Donnerstag, 11. April 2013

Berlin – Die Zahl der Arztbesuche in Deutschland ist gegenüber dem Stand von 1995 rückläufig. Das geht aus den Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP), einer Bevölkerungbefragung, hervor, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Donnerstag in Berlin bestätigte. 2011 gingen die Bundesbürger hochgerechnet auf das Jahr im Schnitt zehn Mal zum Arzt – das sind gut drei Arztbesuche weniger als 1995.

Als Gründe nannte ein DIW-Experte unter anderem eine verbesserte Zahngesundheit vor allem bei jungen Erwachsenen. Zudem müssten die Patienten anders als noch vor einigen Jahren für zahlreiche Medikamente, darunter viele Erkältungsmittel, selbst zahlen und sparten sich damit den Gang in die Praxis, sagte der DIW-Experte. Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung.

Laut der Bevölkerungsbefragung von 1995 gingen die Bundesbürger in den letzten drei Monaten durchschnittlich 3,25 mal zum Arzt. Dies waren hochgerechnet auf das Jahr 13 Arztbesuche. 2011 lag der Drei-Monats-Schnitt bei 2,49 Besuchen, was knapp zehn Arztbesuchen im Jahr entsprach.

Nach Angaben des DIW-Experten wurden die Patienten ganz allgemein nach der Zahl der Arztbesuche befragt. Krankenkassen kommen teils auf deutlich höhere Werte, weil sie sich konkret auf die Abrechnungen der Arztleistungen beziehen.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, sieht die SOEP-Daten skeptisch. Er bezweifelte, ob die Patienten in Deutschland mittlerweile tatsächlich deutlich weniger zum Arzt gehen. Die Arztkontakte seien innerhalb der Bevölkerung sehr ungleich verteilt. Über die Hälfte der Arztkontakte entfielen auf 16 Prozent der Patienten, die auf Grund einer schweren Erkrankung eine häufige ärztliche Betreuung brauchten, gab Köhler zu bedenken.

Das SOEP ist die größte Langzeitstudie in Deutschland. Jährlich werden tausende Haushalte zu verschiedenen Themen wie Gesundheit, Arbeit oder Kinderbetreuung befragt.

afp

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