Onkologen setzen große Hoffnungen auf die Immuntherapie
Hamburg – Die Tumor-Immuntherapie hat sich in den vergangenen zwei Jahren von einem langjährigen Hoffnungsträger zu einem Therapieansatz mit großem Potenzial entwickelt. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) auf ihrem Jahreskongress.
„Es spricht in der Tat einiges dafür, dass wir am Beginn einer neuen Ära in der Tumortherapie stehen. Wir sind optimistisch, dass wir bald zahlreichen Patienten neue, effektive Behandlungen anbieten können“, sagte Carsten Bokemeyer, Kongresspräsident der Jahrestagung 2014.
Ein wichtiger Ansatz ist laut der Fachgesellschaft die sogenannte Checkpoint-Hemmung. Hintergrund ist, dass das Immunsystem zwar bei vielen Patienten auf eine Krebserkrankung reagiert, dabei aber vom eigenen regulatorischen Netzwerk blockiert wird. Jetzt stehen Medikamente für die Aufhebung dieser internen Blockade zur Verfügung.
Zum Beispiel hätten Antikörper wie Ipilimumab, der gegen das cytotoxische T-Lymphozyten assoziierte Antigen (CTLA-4) gerichtet ist, in den letzten Jahren die Behandlung von Patienten mit metastasiertem Melanom erheblich verändert. „Eine CTLA-4-Blockade unterdrückt in der frühen Phase der T-Zellaktivierung im Lymphknoten die Immuntoleranz und löst so antitumorale Effekte aus“, erläuterte Andreas Mackensen vom Universitätsklinikum Erlangen auf dem Kongress.
Neue Hoffnungsträger sind sogenannte PD-1-Antikörper, die mittlerweile in zahlreichen klinischen Studien evaluiert werden. Anders als CTLA-4-Blocker wirken sie in der Effektorphase des Immunsystems im peripheren Gewebe und damit an der Kontaktstelle zwischen Tumorzelle und T-Zelle.
„Aber wir benötigen dringend weitere Studien zu unterschiedlichen Therapieregimes, um den Klinikern bessere Daten an die Hand geben zu können, die es ihnen erlauben, die neuen Substanzen so einzusetzen, dass die Patienten den optimalen Nutzen haben“, sagte Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO. Dann werde sich zeigen, ob die Checkpoint-Inhibitoren das Potential haben, auch bei anderen Krebserkrankungen als dem malignen Melanom zu einer wichtigen Säule in der Krebstherapie zu werden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: