Ebola: Impfstoff sicher, aber mit begrenzter Schutzwirkung

Oxford - Einer der beiden Impfstoffe, die demnächst in den von Ebola betroffenen Ländern eingesetzt werden sollen, hat in einer vorbereitenden Studie die Erwartungen (fast) erfüllt. Die ChAd3-Vakzine des britischen Konzerns GlaxoSmithKline hat laut einer Publikation im New England Journal of Medicine (2015; doi: 10.1056/NEJMoa1411627) bei den ersten 60 Patienten keine Sicherheitsprobleme aufgeworfen. Die Immunität fiel jedoch schwächer aus als in einer vorausgegangenen tierexperimentellen Studie.
Die ChAd3-Vakzine präsentiert dem Immunsystem das Oberflächenprotein des Ebolavirus auf der Oberfläche eines Adenovirus, das normalerweise nur Schimpansen befällt. Diese Vakzine wurde bereits vor dem Ausbruch der Ebola-Epidemie entwickelt. Ursprünglich sollte sie gegen zwei Varianten des Erregers, den Zaire-Stamm und den Sudan-Stamm, schützen.
Um die Produktion der Impfstoffe zu beschleunigen, entschied sich das Team um Adrian Hill vom Jenner Institute an der Universität Oxford, nur den Zaire-Stamm zu verwenden, dessen Gene zu 97 Prozent mit dem aktuellen Guinea-Stamm identisch sind. Die Übereinstimmung mit dem Sudan-Stamm hätte nur 60 Prozent betragen und die Chance, dass sich die rasch mutierenden Ebolaviren dem Immunschutz entziehen, wäre größer gewesen. Die Wahl für den Zaire-Stamm wurde auch durch die im August in Nature Medicine (2014; doi: 10.1038/nm.3702) publizierten Experimente an Makaken gestützt. Alle Tiere überlebten nach der Impfung eine durch Inokulation ausgelöste Ebola-Infektion.
Beim Menschen verbietet sich selbstverständlich eine absichtliche Infektion mit dem Ebola-Virus. Doch die jetzt von Hill vorgestellten Daten zeigen, dass die ChAd3-Vakzine bei den meisten Personen eine gute Immunantwort induziert. Unter den drei unterschiedlichen Dosierungen kam es bei den 60 Probanden, die zwischen dem 17. September und 18. November am Jenner Institut in Oxford geimpft wurden, innerhalb von 28 Tagen zu einer Immunantwort. Sie betraf sowohl die Bildung von Antikörpern als auch die Aktivierung von T-Zellen. Die Immunantwort fiel allerdings schwächer aus als bei den Makaken. Eine Vorhersage der Effektivität in der anlaufenden Feldstudie in Afrika ist deshalb nicht möglich. Der Hersteller lässt jedoch bereits einen zweiten Impfstoff auf der Basis des modifizierten Vaccinia Ankara-Virus testen, das später als Booster eingesetzt werden könnte.
Die Sicherheitsprüfung fiel insgesamt positiv aus. Alle drei Dosierungen wurden von den Probanden gut vertragen. Bei zwei Probanden kam es zu einer Fieberreaktion, die allerdings nur einen Tag anhielt. Die Laboruntersuchungen zeigten bei vier Probanden eine Verlängerung der Partiellen Thromboplastinzeit und bei acht Teilnehmern einen Anstieg der Bilirubinwerte, die allerdings nicht gegen einen Einsatz sprechen. Bis Mitte Dezember 2014 wurden nach Angaben von Hill weitere 250 Teilnehmer mit der Vakzine geimpft, ohne dass es zu schwerwiegenden impfstoff-assoziierten Nebenwirkungen gekommen sei.
Der Impfstoff soll jetzt ab Ende Januar in Westafrika zusammen mit einem zweiten Impfstoff des US-Herstellers Merck (MSD) in Feldstudien an etwa 4.500 Erwachsenen eingesetzt werden. Erst wenn diese Tests positiv verlaufen, werden die Impfstoffe uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Ob sie dann den Verlauf der aktuellen Epidemie noch beeinflussen werden, ist unklar. Die Erkrankungszahlen sind in allen drei betroffenen Ländern in den letzten Wochen zurückgegangen. Die WHO spricht inzwischen von der zweiten Phase, deren Ziel nicht mehr die Eindämmung der Epidemie, sondern deren Beendigung ist.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: