Brüssel will „Pflegeabitur“ für Hebammen und Krankenpfleger

Brüssel – Krankenpfleger, Krankenschwestern und Hebammen in Deutschland sollen nach dem Willen der EU-Kommission künftig zwölf Jahre zur Schule gehen müssen.
Die Mindestanforderungen für die Ausbildung seien aktualisiert worden, um „der Weiterentwicklung dieser Berufe und der Ausbildung in diesen Bereichen Rechnung zu tragen“, begründete die Brüsseler Behörde heute diesen Vorstoß. Bisher sind für diese Berufsgruppen in Deutschland zehn Schuljahre Pflicht.
Die EU-Kommission will mit der Aktualisierung der Richtlinie für Berufsqualifikationen Arbeitnehmern die Stellensuche in ganz Europa erleichtern und so „Lücken beim Arbeitskräftemangel“ schließen. Ziel sind demnach größere Mobilität der Berufstätigen und eine problemlose europaweite Anerkennung von Qualifikationen. In Deutschland stößt der Vorstoß aus Brüssel hinsichtlich des „Pflegeabiturs“ jedoch auf Kritik.
„Ein mittlerer Bildungsabschluss muss auch weiterhin den Zugang zu pflegerischen Berufen und zur Hebammenausbildung eröffnen", forderte der hessische Sozialminister und amtierende Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Stefan Grüttner.
„Dieser Vorschlag wird den Fachkräftemangel verstärken, außerdem hat Deutschland bisher gute Erfahrungen damit gemacht, bei der Ausbildung für Krankenpflegekräfte und Hebammen eine zehnjährige allgemeine Schulbildung vorauszusetzen.“
Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) wies den EU-Vorschlag zurück. Grüttner sagte, eine Akademisierung dieser Berufe sei unnötig. Er forderte, dass ein mittlerer Schulabschluss auch weiterhin den Zugang zu Pflegeberufen eröffnen müsse. Eine Umsetzung des EU-Vorschlags werde „den Fachkräftemangel verstärken”, warnte er.
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