Ärzteschaft

Ärztetag bedauert Unrechtstaten der NS-Medizin

  • Mittwoch, 23. Mai 2012
Uploaded: 23.05.2012 14:51:40 by mis
Wanderausstellung der BÄK zum Entzug der Approbationen aller jüdischer Ärztinnen und Ärzte

Nürnberg – Die Delegierten des Deutschen Ärztetags haben in Form einer "Nürnberger Erklärung" einstimmig zu den Menschenrechtsverletzungen und Untaten der Medizin zu Zeiten des Nationalsozialismus Stellung genommen. "Wir erkennen die wesentliche Mitverant­wortung von Ärzten an den Unrechts­taten an und betrachten das Gesche­hene als Mahnung für die Gegenwart und die Zukunft", heißt es darin.

Gerade für gravierende Menschenrechtsverletzungen sei die Initiative nicht von politischen Instanzen, sondern von den Ärzten selbst ausgegangen. Die "Nürnberger Erklärung" enthält den Hinweis, dass medizinische Fachgesellschaften ebenso wie Vertreter der universitären Medizin und renommierte biomedizinische Forschungs­einrichtungen beteiligt waren.

„Wir bekunden unser tiefstes Bedauern darüber, dass Ärzte sich entgegen ihrem Heilauftrag durch vielfache Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht haben, gedenken der noch lebenden und der bereits verstorbenen Opfer sowie ihrer Nachkommen und bitten sie um Verzeihung."

Der Deutsche Ärztetag verpflichte sich darauf hinzuwirken, dass die weitere historische Forschung und Aufarbeitung finanziell wie institutionell von den Gremien der Ärzteschaft gefördert werde, auch in Form eines unbeschränkten Zugangs zu den Archiven.

Die Nürnberger Erklärung enthält den Hinweis, dass in Nürnberg vor 65 Jahren 20 Ärzte wegen medizinischer Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurden. Die Forschungen der vergangenen Jahrzehnte hätten gezeigt, dass das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen noch größer war als damals angenommen.

"Wir wissen heute deutlich mehr über Ziele und Praxis der vielfach tödlich endenden unfreiwilligen Menschenversuche mit vielen tausend Opfern und die Tötung von über 200.000 psysisch kranken und behinderten Menschen, ebenso über die Zwangssterilisation von über 360.000 als ,erbkrank' klassifizierten Menschen."

Rie

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