Ärztekammer Berlin fordert freien Zugang zu Pharmastudien

Berlin – Die Ärztekammer Berlin hat den freien Zugang zu allen Arzneimittelstudien gefordert. Nur dann könnten die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen von Arzneimitteln unabhängig geprüft werden, erklärte Kammerpräsident Günther Jonitz.
„Das selektive Publizieren von Daten und Studien führt häufig zu einer völlig falschen Bewertung von Arzneimitteln“, kritisierte Jonitz. Er forderte insbesondere den Zugang zu den Rohdaten der Pharmahersteller, um mögliche Verfälschungen durch weiterführende Studien zum Schaden der Patienten aufzudecken.
Evidenzbasierte Medizin brauche als zentrale Grundlage die Auswertung der besten vorhandenen Daten. Deshalb seien Regierungen europa- und weltweit aufgefordert, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die diesen Zugang sicherstellen. „Pharmakonzerne dürfen nicht länger erwarten, mit Medikamenten Milliarden zu verdienen und gleichzeitig ihre Studienergebnisse als Betriebsgeheimnisse betrachten“, hob Jonitz hervor, der zusammen mit der zusammen mit zahlreichen weiteren Unterstützern eine „Berliner Erklärung“ zu diesem Thema unterzeichnet hat.
Bereits vergangene Woche hatte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA angekündigt, voraussichtlich ab Anfang 2014 alle von den Herstellern eingereichten Studiendaten von zugelassenen Medikamenten veröffentlichen zu wollen. Die Hersteller reagierten entsetzt. Sie befürchten im schlimmsten Fall das Aus ihres Geschäftsmodells.
„Die Veröffentlichung von Zulassungsinformationen bedroht Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in Milliardenhöhe“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, Henning Fahrenkamp. Damit werde auch die Erforschung und Entwicklung neuer und innovativer Arzneimittel gefährdet.
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