Res medica, res publica

Hoffnungsträger

  • Freitag, 9. Mai 2014

Wer sich an die Redeschlachten vergangener Jahre um Gesundheitsprämie und Bürgerversicherung erinnert, wundert sich über die müde Debatte bei der ersten Lesung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (Bundestagsdrucksache 18/1322). Am Debattenbeginn, Freitagmorgen um 9 Uhr, allein kann es nicht gelegen haben. Die Lust der Abgeordneten, sich über Finanzierungskonzepte für die Krankenversicherung zu streiten, ist wohl begrenzt. Schließlich besteht angesichts der Milliarden-Überschüsse und Reserven in der Krankenversicherung derzeit auch kein akuter Problemdruck.

So waren kleine Sottisen schon die Höhepunkte der Debatte: Karl Lauterbach habe in seiner Rede geradezu um Anerkennung gebettelt, spottete die Grünen-Abgeordnete Maria Klein-Schmeink. „Es scheint ein großer Bedarf an Bestätigung vozuliegen.“ SPD-Fraktionsvize Lauterbach hatte die Grünen daran erinnert, dass man gemeinsam die Abschaffung der kleinen Kopfpauschale gefordert habe. Jetzt werde sie durch einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag ersetzt. „Haben Sie die Größe, das anzuerkennen.“ Den Gefallen taten ihm Grüne und Linke allerdings nicht. Klein-Schmeink sprach von einem „zutiefst ungerechten“ Systemwechsel, wenn die große Koalition die Arbeitgeberbeiträge festschreibe und alle künftigen Mehrausgaben den Versicherten aufbürde.

Die Debatte zeigte zudem, dass es einen neuen Hoffnungsträger in der Gesundheitspolitik gibt: das geplante Qualitätsinstitut, das beim Gemeinsamen Bundesausschuss angesiedelt werden soll. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) rief eine Qualitätsoffensive im Gesundheitswesen aus. Das unabhängige Institut solle eine Verständigung auf geeignete Kriteren der Qualitätsmessung herbeiführen und die Daten für die Öffentlichkeit verständlich aufbereiten. Sogar Harald Terpe von den Grünen unterstützte das Vorhaben. Lauterbach sieht schon einen „Quantensprung in der Verbesserung der Versorgung“ voraus. Bleibt zu hoffen, dass die neue Institution Qualitätsdaten nicht nur verwaltet.

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung