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Bowel Urgency – Was es ist und wie es CED-Betroffene beeinflusst

  • Dienstag, 17. Januar 2023
  • Quelle: Lilly Deutschland GmbH

„Manchmal gehe ich wegen des Stuhldrangs nirgendwo hin.“ (Mod. nach [1]) Mit solchen Worten schildern viele Colitis ulcerosa-Patientinnen und -Patienten, die an Bowel Urgency leiden, ihre Erlebnisse. Bowel Urgency (imperativer Stuhldrang) beschreibt das plötzliche, sofortige und dringende Bedürfnis, den Darm zu entleeren [2] und ist ein Schlüsselsymptom bei Colitis ulcerosa [3].

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©AdobeStock.com/Med Photo Studio

Studien zeigen, dass mehr als 80 % der Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) davon betroffen sind [2-5]. In der Literatur findet sich die sogenannte „Aufschubzeit“ als Indikator für den Schweregrad von Bowel Urgency. Sie beschreibt die Zeit, in der der Stuhlgang aufgeschoben werden kann, nachdem die Dringlichkeit verspürt wurde [5]. Bei 54 % der Betroffenen beträgt diese Zeit weniger als 5 Minuten [5]. in schweren Fällen jedoch weniger als 30 Sekunden [6]. Um einer Inkontinenz vorzubeugen, entwickelt sich dadurch eine Art Zwang, zur Toilette zu gehen, wann immer eine Dringlichkeit vorliegt [7]. Es wird deutlich: Die Erkrankung hat physische sowie psychische Auswirkungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können [8].

Bowel Urgency: Sicht der Betroffenen

Für Betroffene hat Bowel Urgency eine enorme Wichtigkeit: Sie wird als eines der lästigsten, am meisten störenden und wichtigsten Symptome bei CU beschrieben [9-12]. Symptome wie abdomineller Schmerz, Blut im Stuhl und erhöhter Stuhlfrequenz werden von Patientinnen und Patienten im Vergleich als weniger wichtig eingestuft [13, 14]. Aktuelle Daten zeigen, dass fast 40 % der Patientinnen und Patienten unter Bowel Urgency leiden, obwohl sie sich bezüglich der Symptome Stuhlfrequenz und rektale Blutungen in Remission befinden [15]. Etwa 70 % der Patienten mit CU fühlen sich in ihrem alltäglichen Leben beeinträchtigt (Abb.1) [16].

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Abbildung 1: Die Auswirkungen von Bowl Urgency auf die verschiedenen Lebensbereiche. [Mod. nach 7,15,17-20 ] ©Eli Lilly and Company

Bowel Urgency: klinische Bedeutsamkeit

Der zugrundeliegende Pathomechanismus von Bowel Urgency ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Es besteht jedoch ein Zusammenhang mit chronischen Entzündungsprozessen, welche sich unter anderem auf den Muskeltonus im Enddarm auswirken. Bowel Urgency kann so mit einer Überempfindlichkeit und Fehlfunktion des Rektums verbunden sein [21]. Die chronische Entzündung kann auch durch die Entwicklung einer submukösen Fibrose das Auftreten von Bowel Urgency begünstigen [22-25].

Trotz der Wichtigkeit für Patientinnen und Patienten wird Bowel Urgency in vielen klinischen Studien und auch im Prozess der Arzneimittelregistrierung nicht berücksichtigt [26]. Daten aus aktuellen Studien deuten jedoch auf eine hohe klinische Bedeutsamkeit des Symptoms hin. So korreliert Bowel Urgency bei Colitis ulcerosa mit der Krankheitsaktivität, Lebensqualität und Biomarkern, wie beispielsweise dem C-reaktiven Protein (CRP) [3, 27-28]. Die Abwesenheit von Bowel Urgency ist mit einer signifikant verbesserten, CED-verbundenen Lebensqualität sowie mit einem verbesserten klinischen und endoskopischen Outcome assoziiert [27].

Die Kommunikation zu Bowel Urgency

Viele Betroffene berichten nicht vom Ausmaß der Symptomatik, unter dem sie leiden. Vor allem das Vorliegen von Bowel Urgency wird oft verschwiegen [29]. Hinzu kommt, dass Ärztinnen und Ärzte oft nicht nach diesem Symptom fragen [29], obwohl eine einfache Nachfrage einen großen Unterschied für die Patientinnen und Patienten machen könnte. Ideale ärztliche Konsultation sollte die Erhebung subjektiver Parameter, wie beispielsweise der Bowel Urgency, zusätzlich zu den Bluttests beinhalten [30]. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine positive Beziehung zwischen Patientinnen/Patienten und Ärztinnen/Ärzten mit guter Kommunikation wichtig für die Optimierung der gesundheitlichen Outcomes bei chronischen Erkrankungen wie CU ist [31].

Literatur

  1. Norton BA et al.: Patient Preference and Adherence 2012; 6: 509-20

  2. Newton L, et al.: J Patient Rep Outcomes. 2019;3:66

  3. Dubinsky M et al.: J Patient Rep Outcomes 2022; 6(1):31

  4. Nóbrega VG, et al.: Arq Gastroenterol. 2018;55(3):290-295

  5. Petryszyn PW, et al.: Adv Clin Exp Med. 2018;27:813-818

  6. Kemp K, et al.: J Crohns Colitis. 2018;12:760-776

  7. Waljee AK, et al.: Eur J Gastroenterol Hepatol. 2009;21:558-564

  8. Fawson S et al.: Dig Dis Sci 2022; 67: 2813–2826

  9. Casellas F, et al.: Dig Liver Dis. 2017;49(2):152-156

  10. Carpio D, et al.: Eur J Gastroenterol Hepatol. 2016;28(9):1056-1064

  11. Higgins PDR, et al.: J Patient Rep Outcomes. 2017;2(1):26

  12. Schreiber S, et al.: BMC Gastroenterol. 2012; 12:108

  13. Louis E, et al.: Patient. 2020; 13(3): 317-325

  14. van Deen WK, et al.: Qual Life Res. 2020; 29(12):3387-3396

  15. Hibi T, et al.: Inflamm Intest Dis. 2020;5:27-35

  16. Dubinsky MC, et al.: Inflamm Bowel Dis. 2021;27:1747-1755

  17. Tew GA, et al.: Inflamm Bowel Dis. 2016;22(12):2933-2942

  18. Dibley L, et al.: Inflamm Bowel Dis. 2013;19(7):1450-62

  19. Larsson K, et al.: J Clin Nurs. 2017;26(5-6):648-657

  20. Dibley LB, et al.: J Adv Nurs. 2018;74(4):838-851

  21. Rao SS, et al.: Gastroenterology. 1987;93:1270-12758

  22. Drewes AM, et al.: Inflamm Bowel Dis. 2006;12:294-303

  23. Limdi JK, et al.: J Crohns Colitis. 2016;10:503

  24. Gordon IO, et al.: Aliment Pharmacol Ther. 2018;47:922-939

  25. Casanova MJ et al.: J Crohns Colitis. 2015;9:592

  26. Travis SP, et al.: Aliment Pharmacol Ther. 2011;34:113-124

  27. Ghosh S, et al.: J Crohns Colitis. 2019;13(Suppl. 1):S240-S241

  28. Jajeh H, et al.: Inflamm Bowel Dis. 2020;26(Suppl 1):S25

  29. Rubin D et al.: DDW 2022:Sa1627 [Poster]

  30. Mitchell R, et al.: J Crohns Colitis. 2009;3:1-3

  31. Kaplan SH, et al.: Med Care.1989;27:S110-S127

PP-MR-DE-0856

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