Hospitalisierungen bei COVID-19, Influenza und RSV: MIS-C treibt Belastung nach oben

Rockville – Das Multisystemische Entzündungssyndrom bei Kindern (MIS-C) als Folge einer Infektion mit SARS-CoV-2 ist bei Kindern bis elf Jahren möglicherweise nicht so selten wie bisher angenommen. In den USA kam im Winter 2020/2021 auf jede COVID-19-Hospitalisierung eine MIS-C-Hospitalisierung, wie eine Querschnittstudie in JAMA Pediatrics zeigt (DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.6566).
„Obwohl MIS-C seltener auftritt als Influenza sorgt die extreme Schwere der Erkrankung dafür, dass COVID-19 und MIS-C eine ähnliche ökonomische und gesundheitliche Belastung verursachen wie vergangene Influenzaausbrüche“, schreiben die Autoren um William Encinosa von der Agency for Healthcare Research and Quality in Rockville.
Ihre Studie brachte darüber hinaus zu Tage, dass neben MIS-C auch andere COVID-19-Komplikationen bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren von Bedeutung sind.
COVID-19- und MIS-C-Hospitalisierungen korrespondieren miteinander
Insgesamt umfasst die Querschnittstudie die Daten von 2.269 Kindern in den USA im Alter von fünf bis elf Jahren. Die Wissenschaftler berichten, dass die Hospitalisierungsrate für COVID-19 und MIS-C bei 10,8 pro 100.000 Kindern gelegen habe. „Für jede COVID-19-Hospitalisierung gab es eine korrespondierende MIS-C-Hospitalisierung“, schreiben sie.
Da es im ersten Quartal pandemiebedingt kaum Fälle von Influenza und Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)-Infektionen gab, zogen die Wissenschaftler zum Vergleich Daten aus dem Jahr 2017 heran. Damals lagen die Hospitalisierungsrate für Influenza bei 17 pro 100.000 Kindern und für RSV bei 6,2 pro 100.000 Kindern.
Todesfälle sind selten, Komplikationen aber häufig
Die Datenauswertung zeigt, dass Todesfälle bei allen drei Viruserkrankungen selten sind. Ganz anders sieht das Bild bei Komplikationen aus: Kinder mit MIS-C hatte die höchsten Raten an kardiovaskulären (29,8 %), hämatologischen (55,4 %), Nieren- (21,9 %) und gastrointestinalen (47,2 %) Komplikationen.
Bei Kindern mit RSV-Infektion fand sich die höchste Rate an respiratorischen Komplikationen (75,8 %), während Kinder mit COVID-19 (ohne MIS-C) die höchste Rate an neurologischen Komplikationen (9,6 %) aufwiesen. Kinder mit Influenza hatten die höchste Rate an muskuloskelettalen Komplikationen (9,5 %).
MIS-C bedarf der längsten stationären Behandlung
Was die Dauer des Krankenhausaufenthaltes anging, standen Kinder mit MIS-C an der Spitze: Im Median mussten sie fünf Tage stationär behandelt werden – verglichen mit Kindern mit Influenza, die im Median nur zwei Tage im Krankenhaus bleiben mussten.
Bei schwarzen Kindern, aber auch asiatischen, jenen von einer der Inseln im Pazifischen Ozean, hispanischen oder anderen ethnischen Gruppen verlief das MIS-C schwerer als bei weißen Kindern. Sie verbrachten zusammengenommen fast doppelt so viel Zeit im Krankenhaus als weiße Kinder (1.647 versus 867 Tage) – und dies obwohl nicht weiße Kinder nur 56,8 % der MIS-C-Fälle ausmachten.
Ethnizität und Infektionsart mit Zahl der Krankenhaustage assoziiert
Im Gegensatz dazu verbrachten weiße Kinder mehr Tage wegen COVID-19, Influenza oder RSV im Krankenhaus als Kinder anderer ethnischer Gruppen (zusammengenommen 5.174 versus 3.197 Tage).
Eine Erklärung für diese Beobachtung geben die Autoren nicht. Es liegen jedoch Studien vor, die zeigen konnten, dass die COVID-19-Pandemie zu zuzätzlichen ethnischen Ungleichheiten geführt hat.
Obwohl die Hospitalisierungsrate bei ihnen geringer war (10,8 versus 17 pro 100.000) mussten Kinder mit COVID-19 und MIS-C etwa die gleiche Zahl an Tagen im Krankenhaus verbringen wie Kinder mit Influenza (4384 versus 4202 Tage).
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