Bayer: Milliardeninvestition in die Zukunft

Leverkusen – Bayer-Chef Marijn Dekkers ist am Ziel: Mit dem Erwerb des norwegischen Krebsmittelspezialisten Algeta kann der Chemie- und Pharmariese bald neue, lukrative Geldquellen anzapfen. Und Dekkers bedankte sich bei den norwegischen Aktionären. Mehr als 97 Prozent der Anteilseigner nahmen die Offerte bis zum Auflauf der Annahmefrist am Mittwochmorgen an. Das gesamte Volumen der Transaktion beläuft sich auf 2,1 Milliarden Euro.
Dass Bayer solche Summen in ein Unternehmen mit gerade einmal 180 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 75 Millionen Euro (2013) investiert, klingt auf den ersten Blick unvernünftig. Denn der Übernahmepreis beträgt ungefähr das Dreißigfache des Umsatzes. Unter dem Strich schrieb Algeta im vergangenen Geschäftsjahr sogar leicht rote Zahlen.
Doch nicht nackte Zahlen sind entscheidend, sondern Perspektiven und Innovationskraft. Vor zehn Jahren hatten die Norweger weniger als zehn Mitarbeiter. „Ein Schlüssel auf dem Weg, ein globales Unternehmen der Onkologie zu werden, sind die richtige Technologie, die Kapazität und die Menschen“, heißt es in der Firmenpräsentation.
Bayer und Algeta arbeiten schon seit 2009 enger zusammen. Nämlich bei der Entwicklung und Vermarktung des Krebsmedikaments Xofigo, ein Mittel zur Behandlung von Prostatakrebs mit begleitenden Knochenmetastasen. In Fachkreisen wird es als „Alpha-Pharmazeutikum“ bezeichnet, das in den Körper injiziert wird und von innen die Krebszellen mit radioaktiver Alphastrahlung bekämpft.
Mitte vergangenen Jahres wurde Xofigo in den USA und wenige Monate später auch in der EU zugelassen. „Durch die Übernahme erhalten wir die vollständige Kontrolle über Xofigo“, erklärte Dekkers. Bayer sei vom Potenzial des Medikaments und der dahinter stehenden Technologie überzeugt.
Das Medikament ist ein Hoffnungsträger im Bayer-Konzern und es gehört zu den fünf Top-Pharmaprodukten, deren Zulassung die Leverkusener erst in jüngster Vergangenheit erhalten haben. Für alle fünf zusammen erwartet das Unternehmen ein Umsatzpotenzial von 5,5 Milliarden Euro jährlich.
Manager großer Pharmakonzerne werfen seit längerem ein Auge auf junge aufstrebende Unternehmen, die in der Forschung und Entwicklung von Krebsmedikamenten aktiv sind. Die Übernahmen solcher Firmen gelten als attraktiv, weil sie helfen, Forschungsausgaben zu senken. Gleichzeitig versprechen Krebs-Medikamente und neue Therapieansätze lukrative Erlöse, weil durch die Alterung der Bevölkerung die Zahl der Krebserkrankungen steigt.
Im Bayer-Konzern ist die Gesundheitssparte mit einem Anteil von rund 47 Prozent (2012) die tragende Geschäftssäule. Von den knapp 20 Milliarden Euro Umsatz entfällt gut die Hälfte auf das Pharmageschäft. Damit ist Bayer im internationalen Maßstab aber allenfalls ein mittelgroßer Anbieter - trotz Algeta. In einer Liste der weltweit größten Pharmaunternehmen des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens IMS Health rangierte Bayer 2012 nur auf Platz 14.
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