Deutsche können Anweisungen ihres Arztes gut folgen, aber niederige Gesundheitskompetenz
Berlin – Neun von zehn Deutschen haben keine Probleme damit, den Anweisungen ihres Arztes zu folgen. Das geht aus einer Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, die heute veröffentlicht wurde. Als einfach oder sehr einfach empfinden es die befragten GKV-Versicherten zudem, die Anweisungen ihres Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente zu verstehen (89 Prozent), zu verstehen, was ihr Arzt ihnen sagt (85 Prozent) oder zu beurteilen, welche Alltagsgewohnheiten mit ihrer Gesundheit zusammenhängen (78 Prozent).
Schwieriger empfinden es die Befragten, gesundheitsrelevante Informationen zu beurteilen. So erklärten 66 Prozent, sie könnten nur schwer oder sehr schwer beurteilen, ob die Informationen über Gesundheitsrisiken in den Medien vertrauenswürdig seien. Als schwierig oder sehr schwierig empfanden es zudem 42 Prozent, aufgrund von Informationen aus den Medien zu entscheiden, wie sie sich vor Krankheiten schützen können.
Jeder Vierte hat Probleme, bei Krankheit professionelle Hilfe zu finden
Viele geben zudem an, es schwierig oder sehr schwierig zu finden, Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen wie Stress oder Depressionen zu finden (40 Prozent), zu beurteilen, wann sie eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen sollten (37 Prozent) oder Informationen über Verhaltensweisen zu finden, die gut für ihr psychisches Wohlbefinden sind (31 Prozent). 27 Prozent meinen sogar, nur schwer oder sehr schwer herausfinden zu können, wo sie professionelle Hilfe erhalten, wenn sie krank sind. 26 Prozent haben Probleme, Informationen über Krankheitssymptome zu finden, die sie betreffen und 24 Prozent, Gesundheitsratschläge von Familienmitgliedern oder Freunden zu verstehen.
Bei der Umfrage wurde auch die Gesundheitskompetenz der Deutschen gemessen. Diese umfasst definitionsgemäß „die Motivation und die Kompetenzen von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Bereichen der Krankheitsbewältigung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die Lebensqualität während des gesamten Lebenslaufs erhalten oder verbessern“, heißt es im WIdOmonitor. Demnach haben die Deutschen einen Gesundheitskompetenz-Wert, der mit 31,9 niedriger liegt als der europäische Vergleichswert von 33,8.
Deutsche haben niedrigere Gesundheitskompetenz als Europäer
Nur sieben Prozent der deutschen GKV-Versicherten haben demnach eine ausgezeichnete Gesundheitskompetenz, 33 Prozent eine ausreichende, 45 Prozent eine problematische und 15 Prozent eine unzureichende Gesundheitskompetenz. Im EU-Durchschnitt haben 47,6 Prozent eine unzureichende oder problematische Gesundheitskompetenz, wogegen es in Deutschland 59,5 Prozent sind. Während das Thema in Deutschland noch kaum ins öffentliche Bewusstsein gerückt sei, existierten international bereits zahlreiche Handlungshilfen und nationale Aktionspläne, befindet der AOK-Bundesverband.
„Gut verständliche und verlässliche Informationen sind für viele Menschen das A und O, um die richtigen Entscheidungen für ihre Gesundheit zu fällen. Dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, Unterstützungsangebote zu finden, ist ein Alarmsignal. Die Informationen müssen verständlich, nutzerorientiert und qualitätsgesichert sein, und vor allem müssen sie bei den Menschen auch ankommen“, kommentierte Jürgen Graalmann, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, die Ergebnisse der Umfrage.
In der Bildung muss Gesundheit einen festen Platz bekommen
Um die Gesundheitskompetenz zu verbessern, sei jedoch nicht nur das Gesundheitswesen gefordert, erklärte Graalmann: „Insbesondere in der Bildung muss Gesundheit einen festen Platz bekommen: schon in der Kita, Vorschule, allen anderen Schulzweigen und in der Erwachsenenbildung sowie der außerschulischen Jugendarbeit.“
Für die Untersuchung befragte das Sozialwissenschaftliche Umfragezentrum der Universität Duisburg-Essen telefonisch 2.010 gesetzlich Versicherte ab 18 Jahren.
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