Ärzteschaft

10 Jahre Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

  • Freitag, 4. Juli 2014

Köln – Mit einem Dank an die Mitarbeiter, aber ebenso an die Träger der Institutsstiftung hat Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesund­heitswesen (IQWiG), Ende Juni bei einem Empfang in Berlin das zehnjährige Bestehen seiner Organisation gewürdigt. Die Träger sicherten und achteten die fachliche Unab­hängigkeit des IQWiG, betonte Windeler, obwohl er sicher sei, „dass dem ein oder anderen diese Haltung nicht immer leicht gefallen ist“. Unabhängigkeit sei aber die Grundlage der Institutsarbeit. Windeler, seit vier Jahren Institutsleiter, bedankte sich bei seinem Vorgänger Peter Sawicki: „Der Erfolg des IQWiG ist auch sein Verdienst.“

Im Juni 2004 wurde die Stiftung gegründet. Die dem Stiftungsrat angehörenden Träger sind der Spitzenverband Bund der Krankenkassen, die Kassenärztliche Bundes­vereinigung, die  Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Im  Oktober 2004 nahmen die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit auf, und im November bezog ein damals 16-köpfiges Team eigene Räume in Köln-Kalk.

Im Dezember beauftragte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das IQWiG per Generalauftrag, eigenständig Themen aufzugreifen und die wissenschaftlichen Ergebnisse als Arbeitspapiere zu veröffentlichen. Im Auftrag des G-BA recherchiert, sammelt und bewertet das Institut zudem den aktuellen medizinischen Wissensstand zu vorgegebenen diagnostischen und therapeutischen Verfahren bei ausgewählten Krankheiten. Ab sofort kann man auf der Homepage des Instituts in einer Broschüre nachlesen, welche Anforderungen die Arbeit des IQWiG geprägt haben.

Den Empfang nutzte Windeler auch, um drei Wünsche zu äußern: Er regte an, die Zusammenarbeit zwischen IQWiG, Selbstverwaltung und wissenschaftlichen Fachgesell­schaften konstruktiv weiterzu­entwickeln, zügig zu einer ange­messe­nen Nutzenbewertung von Medizinpro­dukten zu gelangen und angemessene Strukturen für Evidenz zu schaffen. 

Der Staatssekretär im Bundesgesund­heitsministerium, Lutz Stroppe, skizzierte in seinem Grußwort die Etappen der Institutsentwicklung, auf die das IQWiG „mit Stolz zurück­blicken kann“, und betonte: „Wir brauchen ein IQWiG, dessen Wissenschaftlichkeit und Seriosität außer Fragen stehen.“ Stroppe erwähnte auch die seit Gründung des Instituts hinzugekommenen neuen Aufgaben, darunter die Nutzenbewertungen im Rahmen der Vorgaben des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes. Das einstmals kleine Team ist mittlerweile deutlich gewachsen: Derzeit arbeiten rund 180 Mitarbeiter für das IQWiG.

EbM ist in der Versorgung angekommen, aber noch nicht heimisch
Christopher Baethge, Leiter der medizinisch-wissenschaftlichen Redaktion des Deutschen Ärzteblatts, befasste sich als Gastredner in seinem Fachvortrag mit der Frage, ob die evidenzbasierte Medizin (EbM) mittlerweile in Deutschland angekommen sei. „Die beste Antwort ist immer noch das IQWiG“, befand er. Baethge verwies auf seine – allerdings nicht studienuntermauerten – Eindrücke, wonach sich „EbM-basiertes Denken in der Medizin weit zu verbreiten scheint“. Er schränkte aber gleichzeitig ein: „Die evidenzbasierte Medizin ist in der Versorgung angekommen. Aber ist sie dort auch heimisch geworden? Nein.“ 

Als Belege führte er unter anderem an, dass Ärzte häufig Leitlinienempfehlungen nicht umsetzten oder die Mitarbeit an Leitlinien bei Habilitationen, Berufungen beziehungs­weise Forschungsanträgen kaum von Bedeutung sei. Das „Fremdeln“ mit der EbM habe vielfältige Ursachen. Eine davon sei eine Wissenschaftstradition, die man im positiven Sinne romantisch nennen könne und in der das ganzheitliche Durchdringen der Gründe von Erkrankungen wichtig sei, wohingegen in den angelsächsischen Herkunftsländern der evidenzbasierten Medizin das gezielte Ausprobieren von Verfahren verbreiteter sei.

Als zweite Ursache nannte Baethge die Publikationskultur. Die wichtigsten Forschungs­ergebnisse erschienen in englischsprachigen Zeitschriften, die aber hierzulande außerhalb der Universitäten selten gelesen würden.

Rie

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung