PREDIMED-Studie: Fette machen schlanker

Barcelona – Eine mediterrane Ernährung, die reich an pflanzlichem Fett aus Olivenöl oder Nüssen ist, hat in einer randomisierten Studie das Körpergewicht besser gesenkt als eine fettarme Diät. Dies geht aus einer neuen Analyse der PREDIMED-Studie in Lancet Diabetes & Endocrinology (2016; doi: 10.1016/S2213-8587(16)30085-7) hervor.
An der „Prevención con Dieta Mediterránea“ (PREDIMED) hatten in den Jahren 2003 bis 2010 an elf Krankenhäusern in Spanien 7.447 Männer und Frauen im Alter von 55 bis 80 Jahren teilgenommen. Da sie an einem Typ 2-Diabetes litten oder andere kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen, wurde ihnen in einer der wenigen randomisierten Interventionsstudien zur Ernährungsbehandlung eine von drei unterschiedlichen Diäten angeboten.
In der ersten Gruppe erhielten sie wöchentlich kostenlos eine Flasche Olivenöl, das sie zum Kochen benutzen sollten. Sie sollten sich mediterran ernähren, Einschränkung der Kalorienmengen gab es jedoch nicht. In der zweiten Gruppe sollten die Teilnehmer im Rahmen der mediterranen Kost täglich mindestens 30 Gramm Nüsse verzehren. Auch hier gab es keine Einschränkungen in der Energiezufuhr. Die dritte Gruppe wurde von den Diätassistenten auf eine fettarme Kost eingeschworen, die seit Jahrzehnten von Ernährungsexperten zur Vermeidung von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen wird.
Frühere Auswertungen der PREDIMED-Studie hatten bereits ergeben, dass Olivenöl und Nüsse den Teilnehmern halfen, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu vermeiden. Auch das Krebsrisiko wurde gesenkt. Die aktuelle Auswertung von Ramon Estrich von der Universität Barcelona zeigt, dass die beiden Diäten darüber hinaus einen günstigen Einfluss auf das Körpergewicht haben, obwohl der Fettgehalt hoch war. Die Teilnehmer in der Olivenöl-Gruppe nahmen 41,8 Prozent der Kalorien über Fette zu sich. In der Gruppe mit einem erhöhten Verzehr von Nüssen betrug der Anteil sogar 42,2 Prozent, während es in der fettarmen Diät nur 37,4 Prozent waren.
Trotzdem war die Auswirkung auf das Körpergewicht unter der fettarmen Diät am geringsten. Unter der Mittelmeerdiät mit Olivenöl hatten die Teilnehmer nach fünf Jahren im Durchschnitt um 0,43 kg mehr abgenommen als unter der fettarmen Diät. Unter der nussreichen Kost war die Gewichtsreduktion im Durchschnitt um 0,08 kg höher als unter den Empfehlungen zur fettarmen Ernährung. Auch hinsichtlich des viszeralen Fettgewebes, das für das kardiovaskuläre Risiko besonders ungünstig ist, hatte die fettarme Kost das Nachsehen. Der Taillenumfang ging unter der Oliven-Öl-Kost im Durchschnitt um 0,55 cm und unter der Nussdiät im Durchschnitt um 0,94 cm mehr zurück als unter der fettarmen Kost.
Die Studie zeigt für Dariush Mozaffarian von der Tufts Universität Boston erneut, dass der Fettgehalt einer Nahrung kein sinnvoller Maßstab für die langfristigen Vorteile und Risiken einer Diät sind. Die Annahme, dass wenig Fett und wenig Kalorien in Nahrungsmitteln automatisch zur Gewichtsabnahme führen, sei schlichtweg ein Mythos. Er habe dazu geführt, dass statt gesunder Vollmilch zunehmend mit Zucker gesüßte fettfreie Milch verzehrt werde. Nahrungsmittelproduzenten hätten die gesunden pflanzlichen Öle zugunsten von fettreduzierten Produkten von zweifelhaftem Gesundheitswert gestrichen.
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