Medizin

Mediterrane Ernährung: Gesundheitlich profitieren vor allem Besserverdiener

  • Mittwoch, 2. August 2017
/doris oberfrank-list, stock.adobe.com
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Pozzilli – Eine mediterrane Ernährung mit viel Olivenöl und hohem Konsum von Nüssen, wenig Brot, Reis und Kartoffeln soll laut diversen Studien vielen Krankheiten vorbeugen: Myokardinfarkt, Schlaganfall (PREDIMED-Studie), Osteoporose, Diabetes, Brustkrebs und viele mehr. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass nicht alle Menschen gleichermaßen profitieren. Das kardiovaskuläre Risiko soll nur bei jenen sinken, die gut verdienen und zudem einen hohen Bildungsgrad haben. Die Ergebnisse wurden im International Journal of Epidemiology publiziert (2017; doi: 10.1093/ije/dyx145).

Die italienischen Forscher um Giovanni de Gaetano und Marialaura Bonaccio vom IRCCS Istituto Neurologico Mediterraneo Neuromed in Pozzilli haben die Daten von fast 19.000 Teilnehmern aus der Moli-sani-Kohorte im Alter von mindestens 35 Jahren über einen Zeitraum von 4,3 Jahren ausgewertet. Alle wurden gefragt, wie häufig pro Woche sie welche Früchte, Nüsse, Gemüse, Getreide, Fisch, Fette, Fleisch, Milchprodukte und Alkohol konsumierten. Die Antworten übersetzten die Forscher mit dem Mediterranean diet Score (MDS). Wer mehr als sechs Punkte auf der MDS-Skala erreichte, zählte zu jenen 25 Prozent, die sich besonders gut an die Mittelmeerdiät hielten. 

Innerhalb der 4,3 Jahre traten bei 252 Menschen kardiovaskuläre Erkrankungen auf, 49 davon waren Schlaganfälle. Dabei reduzierten bereits zwei Punkte auf der MDS-Skala das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 15 Prozent. Diese Risikoreduktion war jedoch nur bei Teilnehmern mit einem höheren Bildungsabschluss ersichtlich (Hazard Ratio: 0,43 versus 0,94; p = 0,042). Das gleiche galt für das Haushaltseinkommen. Bei Besserverdienern lag die Hazard Ratio bei 0,39, während sie bei jenen, die weniger verdienten, bei 1,01 lag (p = 0,0098). Andere Störfaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck oder Blutglukosespiegel wurden dabei ebenfalls berücksichtigt.

Produktqualität und -diversität könnten Unterschiede verursachen

Warum sich das kardiovaskuläre Risiko trotz gleicher Ernährung und vergleichbaren anderen Risikofaktoren dennoch unterscheidet, erklären sich die Forscher anhand der Inhaltsstoffe. Teilnehmer, die mehr als 40.000 Euro pro Jahr verdienten, konsumierten Lebensmittel, in denen mehr Antioxidantien und Polyphenole enthalten waren. Tat­säch­lich ernährten sich unter den Besserverdienern auch fast 22 Prozent von Vollkorn­produkten, während es bei jenen, die weniger als 20.000 Euro pro Jahr verdienten, nur knapp 14 Prozent waren (p = 0,018).

Zudem könne man davon ausgehen, dass Men­schen mit einem höheren Einkommen teurere Produkte mit einer besseren Qualität kaufen, sagt Bonaccio. „Eine Flasche Olivenöl für zwei bis drei Euro hat wahrscheinlich nicht die gleichen Inhaltsstoffe wie eine für zehn Euro“, erklärt sich Bonaccio das Phänomen.

gie

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