25 Jahre Einheit: Ost-West-Unterschiede in der Gesundheit

Berlin - Ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Mauer hat sich der Gesundheitszustand in den alten und neuen Bundesländern weitgehend angeglichen. Es gibt aber weiter Unterschiede, wie eine Übersicht des Robert Koch-Instituts in „GBE kompakt“ zeigt.
Der härteste Indikator für den Gesundheitszustand ist die Lebenserwartung. Zu Beginn der 1990er Jahre lebten Frauen in den alten Bundesländern 2,3 Jahre länger als in den neuen Bundesländern. Heute hat sich die Lebenserwartung in Ost und West angeglichen (ein Unterschied von 0,2 Jahren in 2009/2011 ist kaum relevant). Bei den Männern wurde der Unterschied von 3,2 Jahren noch nicht vollkommen aufgeholt. Männer starben 2009/11 in den neuen Bundesländern um 1,4 Jahre früher als in den alten.
Doch der alte Ost-West-Gegensatz wird zunehmend von einem Nordost-Südwest-Gefälle überlagert. Dies zeigt sich vor allem in der Lebenserwartung der über 60-Jährigen. Die wenigsten verbliebenen Lebensjahre haben hier Männer in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und in Sachsen-Anhalt. Am höchsten ist die Lebenserwartung im Alter von 60 Jahren für Frauen in Baden-Württemberg und Teilen Bayerns. In Sachsen ist die Lebenserwartung mit 60 Jahren heute nicht mehr geringer als in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen.
Ein wesentlicher Grund für die weiter bestehenden Unterschiede zwischen West und Ost ist die erhöhte Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie lag Anfang der 1990er Jahre bei beiden Geschlechtern in den neuen Bundesländern etwa 1,5-mal höher als in den alten Bundesländern. Seither ist es in beiden Teilen zu einem Rückgang der kardiovaskulären Sterblichkeit gekommen, doch der Osten hat den Westen noch nicht eingeholt. Die höchste kardiovaskuläre Sterberate hat Sachsen-Anhalt gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, die niedrigsten Werte verzeichnen nach Hamburg und Berlin die Flächenländer Baden-Württemberg und Hessen.
Bei Krebserkrankungen gab es vor der Wiedervereinigung kaum Unterschiede mit zwei Ausnahmen: Frauen starben im Osten seltener an Lungenkrebs als im Westen, weil sie seltener rauchten. Bei den Männern war es umgekehrt. Inzwischen haben sich die Rauchgewohnheiten in West und Ost angeglichen. In beiden Teilen steigt die Sterblichkeit bei den Frauen und bei den Männern nimmt sie langsam ab.
Beim Brustkrebs ist die Sterblichkeit im Osten weiter höher als im Westen. Der Grund ist nicht ganz klar. Zu DDR-Zeiten wurde die höhere Sterblichkeit auf das jüngere Alter der Erstgebärenden und die höhere Geburtenzahl zurückgeführt. Inzwischen sollte der Einfluss abgenommen haben. Die bisherige Entwicklung der Sterblichkeit an Brustkrebs lässt dies allerdings nicht erkennen.
Ungesündere Lebensweise in der DDR
Die höhere Sterblichkeit in der DDR wird mit der ungesünderen Lebensweise der Bevölkerung in Verbindung gebracht. In der DDR gab es deutlich mehr Adipöse, es wurde mehr geraucht (nur Männer) und Alkohol getrunken als im Westen und – trotz der Erfolge bei Olympischen Spielen – weniger Sport getrieben. Inzwischen haben sich die Unterschiede angeglichen.
Bei den Männern hat der Westen den Osten sogar überholt: Waren 1990/1992 noch 17,3 Prozent der 25- bis 69-Jährigen in den alten Bundesländern fettleibig, so sind es 2008/2011 bereits 24,6 Prozent. In den neuen Bundesländern stieg der Anteil „nur“ von 21,7 auf 23,9 Prozent. Bei den Frauen ist der Anteil der adipösen Erwachsenen von 26,8 auf 25,8 Prozent zurückgegangen, liegt aber weiter höher als im Westen, wo der Anteil on 19,5 auf 22,5 Prozent stieg.
Alkoholkonsum in Neuen Bundesländern weiterhin höher
Der Verbrauch alkoholischer Getränke war in der DDR auch im internationalen Vergleich relativ hoch. Auch heute gibt es noch Unterschiede zur ehemaligen BRD: In der Altersgruppe der 40- bis 49-jährigen Männer zeigen im Osten 37,1 Prozent und im Westen 28,5 Prozent einen riskanten Alkoholkonsum. In der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre sind es 38,9 gegenüber 27,8 Prozent. Auch bei den Teenagern ist der Alkoholkonsum im Osten noch höher als im Westen: Der Anteil der 12- bis 17-jährigen Jungen, die schon einmal Alkohol konsumiert haben lag zuletzt im Osten bei 73,3 und im Westen bei 66,7 Prozent. In beiden Teilen des Landes sind die Zahlen aber rückläufig.
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