Medizin

4.000 Jahre Lepra

  • Mittwoch, 27. Mai 2009

Boone – Anthropologen haben in Indien ein 4.000 Jahre altes Skelett entdeckt, das eindeutige Läsionen einer Lepraerkrankung trägt. Der Bericht in PLoS ONE (2009; 4: e5669) ist der bisher älteste Hinweis auf die Erkrankung.

Das Skelett eines Mannes mittleren Alters wies Erosionen im Bereich von Nasenbein und Oberkieferknochen auf, die nach Auskunft von Gwen Robbins von der Appalachian State University in Boone im US-Staat North Carolina typisch für die fortgeschrittene Lepraerkrankung ist.

Hinzu kamen degenerative Gelenkveränderungen sowie eine Periostitis der Tibia, die den Verdacht erhärten, dass es sich um die Lepra und nicht etwa um eine andere Knocheninfektion gehandelt hat. Der endgültige Beweis steht noch aus. Er könnte durch den Nachweis von DNA in den Knochenresten erbracht werden. 

Das Genom von Mycobacterium leprae wurde vor einigen Jahren entziffert. Einige Wissenschaftler schlossen aus der Gensequenz, dass die Lepra in Afrika entstand, andere Forscher vermuten den Ursprung in Indien, von wo auch die ersten literarischen Beschreibungen der Erkrankung stammen.
 

In den Atharvaveda, einer Sammlung heiliger hinduistischer Texte, die vor 1.000 v.Chr. entstanden sind, wird die Lepra erwähnt. Auch altägyptische Papyri und die Bibel, in der die Lepra als Aussatz bezeichnet wird, sind einigermaßen verlässliche Quellen. Historiker vermuten, dass die Erkrankung mit der Armee Alexander des Großen nach Europa gelangte.

Klären ließen sich diese Vermutungen durch den Vergleich der Gensequenzen in verschiedenen Knochenfunden. Einig sind sich die Forscher darin, dass die Ausbreitung der Lepra an die Entwicklung der Städte gebunden ist. Das Ansteckungsrisiko ist sehr gering. Infektionsketten erfordern das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum.

rme

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