G7: Erklärung zum Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen verabschiedet

Berlin – Die Gesundheitsministerinnen und -minister der sieben führenden Industriestaaten (G7) wollen künftig ihre Energien stärker bündeln, um im Kampf gegen globale Gesundheitsgefahren voranzugehen. Auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kamen sie gestern und heute in Berlin zusammen und diskutierten gemeinsame Maßnahmen gegen Antibiotika-Resistenzen sowie die Lehren aus der Ebola-Epidemie. Am G7-Gesundheitsministertreffen nahmen auch die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan, EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis sowie weitere Vertreter internationaler Organisationen teil.
„Wir müssen Gesundheit mehr denn je global denken – denn Krankheiten machen nicht an Staatsgrenzen halt. Nur mit gemeinsamen internationalen Anstrengungen werden wir die Menschen auch in Deutschland wirksam vor multiresistenten Keimen und grenzüberschreitenden Epidemien schützen können“, betonte Gröhe. Er sei froh, dass es gelungen sei, im Jahr der deutschen G 7-Präsidentschaft die Gesundheitspolitik ganz oben auf die politische Agenda zu setzen.
In ihrer heutigen Abschlusserklärung bekräftigen die G7-Gesundheitsminister, dass Antibiotika nur zu therapeutischen Zwecken nach individueller Diagnostik verabreicht werden sollten. Dabei präferieren sie eine Verschreibungspflicht von Antibiotika sowohl in der Humanmedizin als auch in der Veterinärmedizin. Zudem vereinbarten die Minister den Aufbau eines globalen Netzwerks von Antibiotika-Experten. Auch die Harmonisierung von Zulassungsverfahren und -bedingungen – einschließlich klinischer Studien – im Pharmabereich soll vorangetrieben werden, damit neue Antibiotika schneller auf den Markt kommen. Nachgedacht wird auch über wirtschaftliche Anreize zur Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika.
Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Frank Ulrich Montgomery, begrüßte das gemeinsame Vorgehen der G7-Gesundheitsminister, denn „antibiotikaresistente Bakterien verbreiten sich weltweit und beeinträchtigen die Möglichkeiten zur Therapie bakterieller Infektionskrankheiten“. „Grundsätzlich gilt beim Einsatz von Antibiotika: So oft wie notwendig und so selten wie möglich“, stellte der BÄK-Präsident klar.
Die BÄK habe bereits 2011 eine strukturierte curriculare Fortbildung „Krankenhaushygiene“ aufgelegt. Diese Maßnahme war jedoch nur als Übergangslösung gedacht, um kurzfristig und flächendeckend genügend Ärztinnen und Ärzte in „Krankenhaushygiene“ zu qualifizieren. „Für eine dauerhafte Lösung müssen Bund und Länder jetzt nachlegen“, forderte Montgomery. Hierfür seien mehr Lehrstühle und Institute notwendig, damit ausreichend in Krankenhaushygiene qualifizierte Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin sowie für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zur Verfügung ständen.
Vorbereitung von Epidemien und Pandemien muss verbessert werden
Am zweiten Tag des G7-Ministertreffens beschäftigten sich die Gesundheitsminister mit den Lehren aus der Ebola-Epidemie in Westafrika. Zentral seien funktionierende und widerstandsfähige Gesundheitswesen, um Gesundheitskrisen schnell zu erkennen und bekämpfen zu können, betonten sie. „Die nächste Herausforderung kommt sicher“, sagte Gröhe. Die Welt bereite sich auf kriegerische Auseinandersetzungen vor, aber zu wenig auf Epidemien und Pandemien. „Hier muss mehr passieren.“
Die internationale Gemeinschaft und die G7 wollen deshalb die Gesundheitswesen vor Ort stärken. Das Bundesgesundheitsministerium wird gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut (RKI), dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Bernhard-Nocht-Institut (BNITM) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Partnerländer gezielt bei der Stärkung der Gesundheitswesen unterstützen. Dazu gehört die Ausbildung von Personal zum Management von Gesundheitskrisen in den Partnerländern. Zudem soll ein schnell einsetzbares Team aus Epidemiologen und Laborexperten des RKI und BNITM aufgebaut werden Das Programm wird 2016 mit 4 Millionen Euro starten und ist zunächst für 5 Jahre geplant.
Reform der Weltgesundheitsorganisation notwendig
Die G7-Gesundheitsminister sind sich zudem einig, dass eine grundlegende Reform der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nötig ist, um der Rolle als Wächter der globalen Gesundheit gerecht zu werden. Dabei soll insbesondere die Krisenreaktionsfähigkeit der WHO durch die Einrichtung eines Notfallfonds und einer globalen Einsatzgruppe für gesundheitliche Notlagen gestärkt werden.
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