Bayerischer Ärztetag kritisiert Pläne der Bundesregierung zu Gesundheits-Apps

München – Krankenkassen und Privatversicherer sollten Gesundheits-Apps für Smartphones und PC nicht eigenständig verordnen dürfen. Dafür hat sich der 78. Bayerische Ärztetag (BÄT) am Wochenende in München ausgesprochen.
Die Delegierten riefen den Gesetzgeber dazu auf, entsprechende Pläne zu stoppen. Neue Entwicklungen in diesem Bereich dürften „nicht ohne Einbeziehung ärztlichen Sachverstands eingesetzt werden“, heißt es in einem Beschluss des Bayerischen Ärztetags.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angekündigt, dass Krankenkassen künftig die Kosten für Apps erstatten sollen, die Patienten beispielsweise dabei unterstützen, ihre Blutzuckerwerte zu überwachen oder Medikamente regelmäßig einzunehmen.
Das kann nach Ansicht der Delegierten des Bayerischen Ärztetags dazu führen, dass die Verantwortung für solche Entwicklungen „einzig und allein den Kostenträgern übertragen werde“. Das sei aber nicht im Interesse der Patientensicherheit, argumentierte die Delegierten der Ärztekammer.
Nachholbedarf bei Studienplatzanzahl
Bei der Zahl der Medizinstudienplätze gibt es nach Ansicht der Ärztetagsdelegierten weiter großen Nachholbedarf. Eigentlich seien bundesweit 17.000 Studienplätze notwendig, um einen Ärztemangel zu verhindern, tatsächlich habe die Zahl zuletzt aber nur bei 10.625 gelegen.
Das seien rund 6.000 weniger Studienplätze, als sie in Westdeutschland und der DDR zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung angeboten wurden. Die Kammer begrüßte gleichzeitig „die Anstrengungen der Bayerischen Staatsregierung, zusätzliche Studienplätze in der Humanmedizin zu schaffen“.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hatte am vergangenen Freitag vor den Delegierten des Ärztetags angekündigt, dass durch die neue Medizinfakultät in Augsburg jährlich 252 zusätzliche Studienplätze geschaffen würden. Durch den Medizincampus Oberfranken seien weitere 100 neue Studienplätze entstanden. Huml räumte gleichzeitig ein, es gebe bei den Studienplätzen „nach wie vor eine Lücke“.
Der Ärztetag in Bayern fasste eine ganze Reihe weiterer Beschlüsse, unter anderem zum Impfen, zur psychischen Gesundheit von Ärzten, zur Reisekostenordnung, zum Klimaschutz und dem ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Zum Thema Impfen mahnten die Delegierten an, dass gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und private Krankenversicher (PKV) sowie die zuständigen Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung und die Politik kurzfristig Rahmenbedingungen für eine jährliche honorierte ärztliche Beratung zum Impfstatus schaffen.
Diese „ergebnisoffene Impfberatungsziffer“ müsse ausreichend honoriert und dürfe in diesem Fall nicht direkt an eine Impfleistung gekoppelt sein, so der Beschlusstext. Die Delegierten forderten darüber hinaus die rasche Einführung und Förderung einer evidenzbasierten Impfsoftware als „Decision-Support-System“ und mit einem entsprechenden individualisierten Recall-System.
Parallel dazu müssten die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, für die Patienten einen kostenlosen elektronischen Impfpass, der an die Impfpraxis gebunden und mit einem individuellen Erinnerungssystem verbunden ist, kurzfristig etablieren zu können.
Die Abgeordneten des Ärztetags sprachen sich zudem dafür aus, dass die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) ihre Mitglieder beim Thema Arztgesundheit unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem Verein Psychosoziale Kompetenz und Unterstützung in der Akutmedizin (PSU-Akut) soll ein bayernweites System zur psychosozialen Unterstützung in traumatisierenden Situationen für Ärzte in allen Tätigkeitsbereichen geschaffen werden.
Dazu zähle insbesondere die Ausbildung der dafür notwendigen Peers, die Erarbeitung und Implementierung von Einsatzkonzepten, die systematische Weiterentwicklung von Betreuungsstrukturen und Schutzmaßnahmen sowie die kontinuierliche Evaluation dieser Aktivitäten. Hierüber soll jährlich dem BÄT berichtet werden.
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