Digitalisierung nur, wo sie Praxen entlastet

Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) tritt für eine sachbezogene Haltung gegenüber der Digitalisierung im Gesundheitswesen ein. „Wir unterstützen die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Sie ist aber kein Selbstzweck“, sagte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister anlässlich der morgigen Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages zum „Digitale-Versorgung-Gesetz“ (DVG). Im Mittelpunkt müsse die Frage stehen, wie die Digitalisierung die Versorgung im Land verbessern könne.
Hofmeister betonte, die Digitalisierung müsse die Arbeit von Ärzten und Psychotherapeuten erleichtern und dürfe keine finanziellen Belastungen für die Praxen mit sich bringen. Zudem sollten KBV und Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) die Möglichkeit erhalten, eine elektronisch gestützte arztgeführte Kommunikationslösung bereitzustellen.
„Das ist eine für uns wichtige Forderung. Denn eine unbürokratische innerärztliche Kommunikation ist essenziell für eine gute Versorgung der Patienten. Die Grundlage dafür bilden sichere und arztgeführte digitale Anwendungen sowie Dienste“, so der KBV-Vize.
Der vorliegende Gesetzentwurf schaffe „Experimentierräume“ für digitale Anwendungen. „Diese Option für Innovationen sollte auch für die KVen und die KBV möglich gemacht werden. Es wäre eine vertane Chance, wenn nur diejenigen tätig werden dürfen, die gar nicht in die Behandlung der Patienten eingebunden sind“, sagte Hofmeister.
Er kritisierte, künftig sollten laut Gesetzentwurf Krankenkassen ihren Versicherten digitale Versorgungsangebote machen können – etwa in Form von Apps – ohne die behandelnden Ärzte einzubeziehen. Dieselbe Linie hatte auch der 78. Bayerische Ärztetag am Wochenende vertreten.
„Auch digitale Angebote müssen aber in ein therapeutisches Gesamtkonzept integriert sein. Dieses Know-how haben wir und wollen es auch einbringen. Man muss uns nur lassen“, betonte Hofmeister weiter.
Die KV Brandenburg warb heute ebenfalls für eine aktive Beteiligung der Ärzte an digitalen Medizinprojekten. „Die Digitalisierung der Medizin darf nicht Großkonzernen, Krankenkassen oder Politiker überlassen werden“, sagte KV-Vorstand Holger Rostek im Vorfeld der Anhörung.
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