Coronavariante BA.4.6 könnte Immunität von Geimpften und Genesenen entgehen

Boston – Der erwartete Nachfolger der Omikron-Variante BA.5, die derzeit weltweit die meisten COVID-19-Infektionen verursacht, könnte BA.4.6 sein. Die neue Variante hat sich in den vergangenen Wochen in den USA ausgebreitet. Nach einer im New England Journal of Medicine (2022; DOI: 10.1056/NEJMc2212117) vorgestellten Laborstudie wird sie durch die Seren von Geimpften und Genesenen deutlich schwächer neutralisiert als BA.5.
Die Subvariante BA.4.6 hat sich in den vergangenen Wochen in den USA ausgebreitet. Der Anteil ist auf 12,2 % gestiegen, in Europa ist BA.4.6 ebenfalls aufgetreten.
Die Rate ist jedoch deutlich geringer: In Deutschland wurden in der 40. Kalenderwoche 1,5 % der Infektion durch BA.4.6 verursacht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt BA.4.6 derzeit zu den „Omicron subvariants under monitoring“, deren Ausbreitung genauer verfolgt wird. Zu den „variants of concern“ (VOC) gehört BA.4.6 derzeit nicht.
Ob BA.4.6 zur VOC wird, könnte sich in den nächsten Wochen zeigen. BA.4.6 unterscheidet sich von BA.4 durch die Mutationen R346T und N658S, wobei sich R346T in der Rezeptorbindungsdomäne befindet, was immer verdächtig auf eine Immunevasion ist.
Ein Team um Dan Barouch vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston hat in einer Laborstudie untersucht, ob die Seren von Geimpften oder Genesenen BA.4.6 neutralisieren können. Die 16 Geimpften hatten median 17 Tage vor den Tests den ersten Booster des mRNA-Impfstoffs von Moderna erhalten.
Die Antikörpertiter gegen den Wildtyp waren auf 16.011 angestiegen, gegen BA.4/5 wurde nur ein Titer von 449 erreicht. Gegen BA.4.6 war der Titer mit 225 nur halb so hoch. Die Anfälligkeit einer Durchbruchinfektion trotz Boosterung dürfte für BA.4.6 höher sein als für BA.5.
Ähnlich war die Situation in der zweiten Gruppe aus 19 Personen, die sich median 21 Tage vor den Tests mit BA.1 oder BA.2 infiziert hatten.
Die Infektion hatte erwartungsgemäß den Antikörpertiter gegen BA.1 und BA.2 auf 6.352 und 3.854 erhöht, BA.4/5 wurde mit einem Titer von 1.673 abgewehrt. Gegenüber BA.4.6 wurde ein Titer von 630 erzielt, der um den Faktor 2,7 niedriger war als gegen BA.4/5.
Die Laborergebnisse lassen befürchten, dass Personen, die geboostert sind oder bereits eine Omikron-Infektion erlitten hatten, nicht ausreichend vor einer erneuten Erkrankung mit der Subvariante BA.4.6 geschützt sind. Sicher vorhersagen lässt sich dies allerdings nicht.
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