Medizin

Pankreaskarzinom: Kaum Fortschritte in Diagnose und Therapie

  • Freitag, 24. Juni 2016
Uploaded: 23.08.2013 08:55:51 by mis
Resektion ist beim Pankreaskarzinom nach wie vor die einzige kurative Therapieoption /dpa

Berlin – Das Pankreaskarzinom könnte schon im Jahr 2030 von der bisher viert- zur zweithäufigsten Krebstodesursache in der westlichen Welt werden. Das prognostiziert eine Hochrechnung des Pancreatic Action Networks. Die Ursache dafür liegt in der zunehmend besseren Prognose anderer gastrointestinaler Tumoren, wie zum Beispiel des kolorektalen Karzinoms.

„Hingegen bleibt die Früherkennung und Therapie des Pankreaskarzinoms auch in den nächsten 20 Jahren ungünstig“, bestätigt Volker Ellenrieder von der Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie, Universitätsmedizin Göttingen. Die Forschung sei kaum weitergekommen und die Diagnose sei katastrophal. „Für dieses Jahr erwarten wir 16.200 Neuerkrankungen, fast ebensoviele werden aufgrund von Bauchspeicheldrüsenkrebs sterben. Das 5-Jahresüberleben liegt unabhängig von der Behandlung bei 8 %“, so der Experte auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Berlin.

Treten Beschwerden auf, ist das Pankreaskarzinom häufig schon in einem fortge­schrittenen Stadium. Bei schmerzlosem Ikterus könne bereits eine metastasierte Erkrankung vorliegen, während Tumoren des Pankreaskorpus und der -cauda dieses Symptom gar nicht hätten und häufig erst durch Schmerzen mit Ausstrahlung in den Rücken auffällig werden. „Weniger als 5 % haben eine chronische Pankreas­ent­zündung, die auf auf einen Tumor hinweist“ so Ellenrieder. Ein plötzlich auftretender Diabetes oder Gewichtsabnahme könnten ebenfalls Indizien sein.

Keine wirksame Prävention verfügbar
„Die einzige Heilung wäre mit einer frühen Operation möglich“, so Ellenrieder. Aber nur etwa 15 bis 20 % der Pankreaskarzinome werden zum Zeitpunkt der Diagnosestellung als resektabel eingeschätzt. „Selbst Karzinome, die wir als resektabel einordnen, sind in etwa 80 Prozent der Fälle bereits metastasiert.“ Tumormarker wie CA19-9 haben sich für eine frühe Tumordiagnose als nicht hilfreich erwiesen. Geringfügig erhöhte Werte seien meist unspezifisch und führten zu einer Reihe nicht zielführender Unter­suchungen. Bei  einem deutlich erhöhten Wert liegt oft bereits Inoperabilität vor. Möglicherweise bieten neue, sensitivere Verfahren wie die wenig invasive Analyse von Mutationen im Blut zirkulierender (Tumor-)DNA oder bestimmter Marker aus Exosomen in Zukunft zumindest die Möglichkeit einer Frühdiagnose von Pankreaskarzinomen in Risikogruppen. Diese Blutmarker seien derzeit aber noch Zukunftsmusik.

Auch die verfügbare Bildgebung ist nicht in der Lage, mit ausreichender Sensitivität und Spezifität ein Pankreaskarzinom frühzeitig zu diagnostizieren. Möglicherweise können in Zukunft aber spezifische Oberflächenmarker eines Pankreaskarzinoms – durch radioaktive Tracer markiert – in einem PET-CT oder -MRT eine Frühdiagnose ermöglichen, zumindest in Risikogruppen für ein Karzinom.  

Zwar ist eine höhere chirurgische Aggressivität, zum Beispiel beim Befall von arteriellen Gefäßen wie dem Truncus coeliacus, technisch möglich. Sie wirkt sich aber prognostisch nicht positiv für die Patienten aus. Hingegen könnten multimodale Therapieansätze wie etwa perioperative Chemotherapien das 5-Jahres-Überleben, analog zur Situation beim Magenkarzinom, verbessern. 

Insgesamt wird sich das Pankreaskarzinom – wie andere Tumorentitäten – durch molekulare Charakterisierung in unterschiedliche Subgruppen separieren, von denen einige besonders von bestimmten Therapiestrategien profitieren. „Dies und neue multimodale Therapiekonzepte werden letztlich, zumindest für einen Teil der betroffenen Patienten, zu einer deutlichen Verbesserung der Prognose führen“, so Ellenrieder.

gie

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