Ärzteschaft

Investitionsstau in Arztpraxen

  • Mittwoch, 30. August 2017
/everythingpossible, stock.adobe.com
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Berlin – Niedergelassene Ärzte investieren deutlich weniger, als nach eigener Einschätzung der Praxisinhaber notwendig wäre. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und der Universität Bay­reuth. Befragt wurden bundesweit knapp 900 Ärzte aus 26 Fachgebieten.

Der Befragung zufolge machen die Vertragsärzte für dieses Jahr im Schnitt einen offenen Investitionsbedarf von 15.000 Euro je Praxis allein für Medizingeräte, IT und EDV aus. Dabei verteilen sich die offenen Investitionen laut Zi allerdings ungleich­mäßig. Je nach Praxis und fachlichem Zuschnitt liegt der nicht umgesetzte Investi­tions­bedarf auch deutlich darüber.

Große Unterschiede nach Fachgebieten

Internistisch tätige Arztpraxen gaben etwa an, 27.500 Euro an offenen Investitionen bei Medizingeräten zu haben und 10.000 Euro bei der IT und EDV. Hinzu kommen weitere Bereiche, in die nicht oder zurückhaltend investiert wird, wie etwa in die Praxiseinrich­tung.

„Dieser Trend hält an. Unsere Befunde werden auch durch die Daten der aktuellen Kostenstrukturanalyse des Statistischen Bundesamts bestätigt“, erklärte Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi. „Wenn Ärzte seit Jahren weniger in die eigene Praxis investieren als fachlich erforderlich, ist das besorgniserregend. Wir müssen deshalb nach den Gründen fragen“, sagt von Stillfried.

Ursächlich ist der Umfrage zufolge ein von Bedenken geprägtes Investitionsumfeld. Fast 60 Prozent der Ärzte gaben an, dass sie die Honorarentwicklung als zu unsicher ansehen. Auf Platz zwei der Investitionsbremsen stehen jährlich variierende Steuer­zahlungen. Hinzu kommen unzureichende Prognosen der Behandlungspotenziale und Sorgen vor Wettbewerbsnachteilen sowie einer unsicheren Praxisnachfolge.

Im Rahmen der Untersuchung wurde unter anderem nach den vergangenen drei Jahren und der Prognose für die nächsten drei Jahre gefragt. Rund 37 Prozent der Ärzte konnten in dieser Zeit Investitionsvorhaben nicht umsetzen und knapp 44 Prozent glauben, dass sie anstehende Investitionen nicht werden realisieren können.

„Die Erhebung zeigt: Gesetzgeber und die Krankenkassen haben es in der Hand, den niedergelassenen Ärzten wieder Investitionsperspektiven zu vermitteln“, schlussfolgert von Stillfried. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Produktionswirtschaft und Industrie­betriebslehre der Universität Bayreuth will das Zi die Determinanten des Investitions­verhaltens in Arztpraxen noch weiter analysieren, um wirksame Investitionsanreize zu identifizieren.

Ende der Woche wollen Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband über die Honorare für das laufende Jahr verhandeln.

may/EB

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