Politik

Neuer Streit um Sprechstundenzeiten der Vertragsärzte

  • Donnerstag, 13. Dezember 2018
/kamasigns, stockadobecom
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Berlin – Vertragsärzte bieten einer Umfrage zufolge im Schnitt 29 Stunden pro Woche Sprechzeit für Patienten an. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des GKV-Spitzenverbands unter 1.400 niedergelassenen Ärzten.

Die Spanne der angebotenen Sprechstundenzeiten reicht von rund 27 Wochenstunden bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten über rund 28 Wochenstunden bei Orthopäden, Augen- und Kinderärzten sowie 29 Wochenstunden bei Gynäkologen bis zu etwas über 30 Wochenstunden bei Hausärzten. Die Angaben beziehen sich jeweils auf die durchschnittlichen Sprechstunden pro Woche inklusive Hausbesuche in den befragten Einzelpraxen mit Vollzulassung.

Ein Viertel der befragten Einzelpraxen mit Vollzulassung bietet demnach inklusive Hausbesuchen weniger als 25 Sprechstunden pro Woche an, acht Prozent weniger als 20 Stunden. Gesetzlich vorgeschrieben sind derzeit eine Mindestzahl von 20 Sprechstunden. So böten beispielweise 30 Prozent der Augenärzte in Einzelpraxen weniger als 25 Sprechstunden pro Woche an, so der GKV-Spitzenverband. In der Fachgruppe der Gynäkologen bleibe gut jeder Fünfte (21 Prozent) unter dieser Marke.

Die Umfrage zeige, dass Ärzte schon heute im Schnitt deutlich mehr als 25 Wochen­stunden Sprechzeit anböten, sagte der Vize-Chef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg. Die Forderung der Ärzte nach mehr Geld sei „insofern nicht nachvollziehbar“. Weil aber ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Ärzte weniger als 25 Sprechstunden anbiete, sei eine Erhöhung der Sprechstundenzahl wie im Terminservice- und Versorgungsgesetz vorgesehen „absolut richtig und notwendig“.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zeigte sich angesichts der Umfrage irritiert. Der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen bezeichnete die Äußerungen als „nicht nachvollziehbar“. Es verwundere ihn, dass die Krankenkassen Angaben zu Praxen machten, die weniger als 25 Sprechstunden in der Woche anbieten. „Offenbar kennen die Kassenfunktionäre ihre eigenen Vereinbarungen nicht. Im Bundesmantel­vertrag ist eine Mindestzeit von 20 Wochenstunden aufgeführt“, erklärte Gassen.

Praxen, die weniger als 20 Wochenstunden angegeben hätten, gebe es „nur sehr wenige“. „Und hier muss in jedem Fall hinterfragt werden, woran das liegt. Sprech­stundenzeiten sind ja nicht gleichzusetzen mit Behandlungszeiten für Patienten“, sagte Gassen. Wenn ein niedergelassener Kollege viele Operationen und Untersuchungen durchführe, könne er logischerweise weniger Sprechzeiten anbieten.

Dirk Heinrich, Chef des NAV-Virchowbunds, bezeichnete die Umfrage auf Twitter als „peinlich“. „Jetzt im Schnitt 29 Sprechstunden, neun mehr als die Ärzte müssten und deshalb Erhöhung auf 25 sinnvoll? Kassenlogik: deshalb nichts bezahlen“, schreibt er.

Heute berät der Bundestag erstmals über das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Gesetz TSVG. Das sieht unter anderem auch eine Aufstockung der Mindestsprechstundenzeiten von 20 auf 25 Wochenstunden vor.

may/dpa/kna

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